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Zeit ijt die Löhmungsweite verfhieden, je wechfelt in dem-
jelben Gewerke an demfelben Ort, und wir finden, daß die
Sefellen für Accordlohn eintreten, fo gut, wie fie anderSwo
ent{chieden fich feiner Einfithrung widerjegen oder fich für jeine
AbjhHaffung inz Zeug legen. € jHeint, al8 ob Ausgangs
des 15. Sahrhundert3 ber Widerftand gegen den Stücklohn
{ebhafter zu werden beginnt. Die dagegen erlaffenen Ver-
bote mehren fidh; fogar die rückjtändigfte Arbeitergruppe,
die Meggergejellen, kämpfen, wie fon berichtet, 1523 in
Yürnberg dagegen an, „fonften fie aufften und in Krieg
faufen wollen.“ Yedenfalls macht fi eine grundfjägliche
Reaktion der Gefellen gegen die einjeitige FeftfeBung der
Lohnhöhe durch Die Mieifter Ende des 14. SKahrhundert$
(ebhaft geltend. Das 15. Sahrhundert mit feiner erftarkten
Sejellenorganijation eröffnet Das Zeitalter der Lohnkämpfe.
Denn der Verband ift es, der die Forderungen feiner Niit-
glieder vertritt. Nicht allein die Lohndrückerei wird be-
fämpft. Man wehrt fidh gegen verfteckten oder offenen Trud,
der mit Recht den Sejellen als eine jchier unerhörte De-
drücung erfcheint. Die Verkürzung de Arbeitzeinfommens
joll verhütet, der Lohnfaß erhöht werden. Allen voran
gingen die Weberknechte, wie {ih dies verfteht bei einer
Arbeitergruppe, die am früheften mit dem Kapital in Kollifion
geriet und zuerft im Dienfte faufmännifcher Unternehmer
aroßgewerblidjer Thätigkeit dienftbar gemacht wurde. Die
Vereinigung der Sefellen wurde die fOHneidige Waffe im
Qohnkanıpf, ihr verdanken fie die großen Erfolge. Die große
jociale Revolution des Techzehnten Jahrhunderts, die eine
Entwertung des Geldes im Gefolge hatte, Hätte die Lohn:
zujtände noch viel heftiger beeinflußt. wären nicht die Gefellen-
verbände gewefen. 165
Qang war die Arbeitszeit. Bon Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang, in vielen Gewerben auch noch bei Licht