Objekt: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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bes Berderbens zurüchalten, wenn fie denfelben erwählen wollen! 
Sf ein verlorner Sohn, ift eine verlorne Tochter, ach! fo bringe 
Du fie in meiner Abwefenheit zurück nach des Vaters Haus, 
Laß der Treue deines Geiftes diefe Gemeine, laß diefe und die 
eingepfarrten Orte dem Schuße deiner UNmacht empfohlen fein! 
Sprih, ANgütiger! zum lebten Amen Dein ewig geltend 
Amen. — Ja, Herr Sefu! Amen!“ 
Sa man geht, wenn man in der Lebensgefchichte diefes 
oftmals gar fchwer geprüften Mannes ein wenig beFannt ift, 
ordentlich recht gern und freudig mit ihm fort von Uttenreuth 
nach Wunfiedel, wo er ohnehin einen Theil feiner Kindheit ver 
(ebt hatte, indem damals fein feliger Vater, ehe er nach Frauenz 
aurad) Fam, eine Predigerftelle in Wunfiedel begleitete (man 
vergl. S. 99). Man lief’t au mit Theilnahme feinen erften 
Brief von dorther an Kießling, den wir auch hier beifügen 
wollen: 
„unfiedel am 25. SJunius 1779,“ 
„Mein theuerfter Bruder!“ 
„Schon vierzehn Tage bin ich hier, ohne noch an Sie gez 
fchrieben zu haben. Meinen Sie aber nicht, daß ih darum 
auch fo wenig an Sie gedacht. Wahr, es liegen fehr viele 
Berge und Ihaler nun zwifchen uns, meinem Seifte aber wird 
e5 boch leicht, bei Ihnen zu fein. Ich fchaffe mir im Augen: 
lit das Bild, das Wefen, die Perfon, die Reden meiner 
Sreunde; fo bin id unter ihnen, und gehe dann recht aufge- 
heitert an meinen Beruf. — SIft e& nicht unausfprechliche Wohl- 
that um dies Fünkchen Allgegenwart, das wir fonft Einbilz 
dungsfraft nennen? — Senug, dem Seifte nach find wir gar 
nicht getrennt. Meine Feder kann Ihnen nun auch eben bafz 
felbe fagen, was ich Ihnen vorfchwaben würde, wenn wir in 
dem Üttenreuther Särtchen fäßen.“ 
„Unter dem Macht: Schuß Sottes habe ich die Neife hie= 
her binnen zwei Tagen vollommen glücklich gemacht. Ich 
ward unter allen nur möglichen Feierlichkeiten nebft den Meiz 
nigen aufgenommen, und traf fchon eine halbe Tagreife von
	        
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