Objekt: Die Schweden in Nürnberg

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„O, da brauchst Du keine Furcht zu haben,“ entgegnete 
Eva so leichthin. „Für die ersten Jahre ist er unschädlich ge— 
macht; denn man wird ihn unter starker Bedeckung nach Schweden 
zurückbringen. Er soll dort eine lange Kerkerstrafe für ein 
weiteres Vergehen abbüßen.“ 
„Hat er denn noch ein Verbrechen begangen?“ fragte Helena 
erstaunt. 
„Ach, das weißt Du wohl noch gar nicht?“ Eva schaute 
nicht auf und versuchte weiter zu nähen, freilich wollte es ihr 
nicht recht gelingen; denn nun klopfte ihr das Herzchen bang. 
Wie würde die geliebte Freundin die Nachricht aufnehmen? 
„Was es eigentlich gewesen ist, wollte Franz mir auch nicht 
sagen,“ fuhr sie langsam fort, „jedoch erzählte er mir, Cederhjelm 
habe schwere Beleidigungen gegen die schwedische Königin aus— 
gestoßen und auch die Ehre des Hofmarschalls von Schlippenbach 
durch elende Verleumdungen anzugreifen getrachtet. Durch eine 
strenge, vom Pfalzgrafen angeordnete Untersuchung ist die Halt— 
losigkeit seiner Behauptungen zu Tage gekommen, und nun muß 
er seine Niedertracht büßen.“ 
Alles Blut war aus Helenas Wangen gewichen. Sie ließ 
die Arbeit sinken und sah starr auf Eva, die noch immer ver— 
geblich sich mühte weiter zu arbeiten, um sich ja durch keinen 
Blick zu verraten. 
„Ist das ganz sicher?“ rang es sich endlich mühsam von 
ihren Lippen. 
„Gewiß, Franz und Bartholomäus sprachen gleich nach der 
Verkündigung des Urteils den Maior von Horn, der es ihnen 
mitteilte.“ 
Eine lange Pause entstand. Endlich hob Eva etwas die 
Augenlider. Sie sah ihre Freundin bleich und regungslos 
ins Weite schauend sitzen; die Näharbeit lag unbeachtet am 
Boden, ihre Hände waren leicht gefaltet, und einzelne schwere 
Thränen perlten die Wange hinab. 
Eva mußte ihr jetzt Zeit lassen, sich zu fassen. Sie kannte 
den eigenartigen Charakter ihrer Freundin zu genau und war 
sicher, es wuürde sie verlegen machen und beschämen, wenn sie 
nur ahnte, daß Eva wußte, was in ihrer Seele vorging. Nur 
noch mehr würde sie sich dann sorgsam verschließen. 
„Entschuldige einen Augenblick,“ sagte sie daher ruhig, „ich 
sehe foeben die Mutter mir vom Fenster winken. Gleich bin ich
	        
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