fullscreen: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

Ya] 
der Komödianten erscheinen, um die erbärmliche Beschränktheit der 
Erfindungsgabe dieser Leute bloßzustellen, die Alltägliches den 
Zuhörern bieten wollen, aber auch dieses Alltägliche, wenn sie damit 
loslegen sollen, nicht beherrschen. Im „Peter Squenz“ wird also Hals 
Jachs gerade so von einem Streifschusse getroffen, wie sonst oftmals. 
An eine Äußerung, die in dem Stücke selbst fällt, muß jedoch noch 
eine kurze Betrachtung angeknüpft werden. Cassandra bemerkt, daß 
in dem vorgeführten Spiel von Pyramus und Thisbe die Verse nach 
Art der alten Pritschmeisterreime gebaut seien (siehe oben S. 86). 
Damit wird ein Thema angeschlagen, das nun immer wieder anklingt 
bis herauf zur Gegenwart. Hans-Sachs- Vers, Pritschmeistervers, 
Knittelvers das sind die Bezeichnungen, die für eine ihrem Baue 
nach durchaus nicht einheitliche Versart in Dichtungen niederer 
Gattung angewendet wurde, bis Goethe diese vermeintlich aus Hans 
Sachsens Dichtungen entlehnte Versart des höchsten poetischen 
Gehaltes würdig erachtete, Im Nachleben des Hans Sachs handelt 
es sich darum, zu verfolgen, wie Hans Sachsens Name mit dieser 
Verstechnik in Verbindung gebracht wurde und wie durch ein rein 
formales Verbindungsglied eine Kette falscher Vorstellungen den 
großen Meistersänger in gewisse Anschauungen der Folgezeit verwob. 
Diese schablonenhaft wiederkehrenden Äußerungen sollen, wo zur 
Charakterisierung nötig, gebucht und bei Goethes Eingreifen in dieses 
Gebiet zusammengefaßt und geprüft werden. Gryphius hat zur Ver- 
spottung der Pritschmeister auch ihre Verskunst karikiert und sich 
zo in der Geschichte des Knittelverses eine hervorragende Stellung 
yesichert. Daß er bei dieser Art von Metrik im besonderen Hans 
Sachs im Auge gehabt hätte, ist nicht nachweisbar, die Zurück- 
führung des Knittelverses auf Hans Sachs war den Nachfolgern des 
Gryphius vorbehalten. 
Der Peter Sqauenz war vor Gryphius auch einmal im Norden 
Deutschlands aufgetaucht. Johann Rist berichtet in seiner „Aller 
Edelsten Belustigung“ (1666) über eine Aufführung von Pyramus 
ınd Thisbe durch englische Komödianten, die wir um das Jahr 
1626 nach Hamburg zu verlegen haben.! Wenn auch dieses Spiel 
von Pyramus und Thisbe keine Beziehung zu Hans Sachs aufweist, 
so hat doch Rist in der erwähnten Schrift, in der er darüber be- 
‚ichtet, gezeigt, daß ihm Hans Sachs in der Erinnerung gegen- 
1 Burg a. a. 0. S. 149—156, Meyer a. a. O0. 8. 196—197.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.