fullscreen: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

4 
merfmürbigen Klaumbauer, wenigftens an Anderen, jenen 
Buftand Fennen gelernt, worin das Wort vom Leben auf einmal 
felbft zum Leben in uns wird: zu einem Leben, fo einfach, Feicht 
und {til und felig, welches, wie das Licht der Sonne, ohne mein 
Zuthun über mir aufgeht, und nun auf einmal Alles, Alles 
erleuchtet, erwärmt und belebt. Und wenn ih aufwache, fehe 
ich mich in ihm, und von ihm überall umfangen, und die Unz 
ficherheit und die Furcht der Nacht find dahin und verfhwunden. 
Und ich hatte mich wohl nach dem Lichte gefehnt, aber ich wußte 
nicht, daß mir Ddaffelbe fo ganz nahe, fo leicht zu erfaffen war. 
Der fromme Jüngling ftrebte feit jener erften, Lebendigeren 
Anregung mit ganzem Ernfte nach dem vorgefteiten Kleinod, 
und ftreckte fich aus, daffelbe zu erreichen, mächtiger als jemals. 
Er war noch firenger gegen fich felbft als vorher, fing an ges 
feßlicher zu leben; aber mit dem allem Fonnte er e& nicht zu dem 
inneren froben Wohlfein bringen, das aus Klaumbauers 
und feiner Freunde ganzem Wefen hHervorleuchtete. Er fühlte 
wohl: mir fehlet noch etwas Hauptfächliches, das diefe haben. 
Bei mir wird das Sute, was ich gern denken, reden und thun 
möchte, aber meiftenS nicht denke, rede und Ihue, mit größter 
UAnfirengung, und wie durch ein Fünftliches Hebelwerk hervorz 
gebracht; bei diefen Fommt e8 fo ganz leicht und von felbft, wie 
eine natürliche Bewegung. Ich Komme mir vor wie Einer, dem 
die Arme und Finger feft gebunden oder verwachfen find, und 
welcher fi nun vergebens abmühet, eine Fünftlihe Mafchine 
zu erfinden und zu gebrauchen, welche daffelbe Teiftet, was diefe 
da ganz leicht, durch die Kraft des Lebens in ihren Sliedern, 
mit den Armen und Händen und Fingern verrichten. Ich elender 
Menfch, wer wird mich erlöfen von dem Leibe diefes Todes, 
wer wird mir Leben und freie Bewegung geben in diefe ganz 
gelähmten Slieder! 
So war denn das innige Sehnen nach dem Innern Leben 
erwacht: jenes Sehnen, welches nie ohne Erfüllung bleibt. Und 
dennoch fagt der Selige bei Ddiefer Stelle feines Tagebuches: 
„DO wie erfchraF ich, als das Wort Sotte8 fo lebendig wurde!“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.