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sie nicht mehr da sind, dann hat die Landwirtschaft sich um Absatzwege
in weiter Ferne zu bemühen und wird dadurch nicht den Nutzen haben,
den sie aus dem Bestande der näheren kleinen Mühlen eben haben kann.
Wenn es sich um kleine Mühlen handelt, sind die Gegner immer
gleich bereit, auf die Windmühlen und auf die Bachmühlen hinzuweisen,
die heute nichts mehr zu bedeuten hätten. M. H., wir haben unter einer
kleinen Mühle heute andere Unternehmungen zu verstehen als eine Wind—
mühle und eine Bachmühle. Die scheiden aus. Was früher zu den
Zeiten, wo ich müllerte, noch eine angesehene Mühle war, von 10, 20
Tonnen täglich, ist heute eine Kleinmühle und hat am meisten unter der
Konkurrenz der Großmühlen zu leiden und unter deren Vergünstigungen;
denn was diese großen Mühlen heute an Absatz errungen haben, ist in
den meisten Fällen nur erreicht worden durch Begünstigungen und ist
nicht etwa die Folge natürlicher Entwicklung. ESehr richtig!)
Ich habe in meinen Schriften, die ich in dieser Frage abgefaßt habe,
und in meinem Artikel im „Müller“, die Sie jedenfalls kennen, immer darauf
hingewiesen, daß diese Großmühlen sich nur durch die Begünstigungen ent—
wickelt haben, die teils in den Eisenbahntarifen bestehen, teils in den
Schiffahrtsverhältnissen und nicht zum geringsten Teil auch im Identitäts—
rachweis. Auf alle diese Verhältnisse einzugehen, ist ja hier nicht der
Platz und die Zeit, sondern es handelt sich bloß darum, daß wir Ihnen,
m. H., die Anregung geben, um heute an diesem Orte Ihre Meinungen
über diese und jene Möglichkeit auszusprechen. Ich bezweifle keinesfalls,
daß jede Vereinigung der Müller unter einander von Vorteil sein kann.
Es wird durch ein solches Zusammenhalten das Mißtrauen beseitigt,
welches heute unter den Müllern herrscht (sehr richtig!) und welches meiner
Ansicht nach der größte Krebsschaden des Mühlengewerbes ist. Keiner
kraut dem andern in dem, was er von ihm erfährt, und dieses Mißtrauen
wird in der, Bäckerstube gesät. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) Nicht der
Weltmarkt ist es, der uns interessiert, sondern der Markt in der Bäcker—
stube. Dort erfahren wir, was der eine und der andere für Offerten ge—
macht hat, und glaubens oder glaubens nicht, und wenn er wirklich sagt,
das ist nicht wahr, wir trauen ihm nicht!
„Nun, m. H, eine Vereinigung der Müller unter sich kann entschieden
zunächst dazu beitragen, dieses Mißtrauen zu beseitigen, und kann zeigen,
daß alle miteinander es mit ehrlichen Leuten zu tun haben. Eine Ver—
einigung kann auch wesentlich dazu beitragen, den Bedarf im großen
Ganzen besser zu bemessen, als wenn wir nicht miteinander verkehren.
Eine Vereinigung kann dazu beitragen, in dem Kredit, der den Bäckern
heute eingeräumt wird, Ordnung zu schaffen, solche Zugeständnisse, wie sie
die Baisseklausel ist, zu beseitigen. Sie kann dazu beitragen, die Vor—
verkäufe einzuschränken. Das sind alles wesentliche Ziele, die anzustreben
sind. Aber, m.' H. um diese Ziele alle anzustreben, dazu ist noch nicht
das notwendig, was man Ehndikat nennt. Das kann erreicht werden
durch das, was in allen Gewerben durch die sog. wirtschaftlichen Vereini—
zungen angestrebt wird, und wenn das Syndikat nichts weiter wäre als
eine solche Vereinigung, so wäre es an und für sich prinzipiell nicht
zurückzuweisen.