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Denkwürdige Vorfälle
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bringt den Einzug des Regenten in Nürnberg am 27. September 1886 zur Darstellung. Im
Mai 1901 stellten Ludwig und Julie Gerngros die Geldmittel zur Nachbildung und
Aufrichtung des Neptunbrunnens zur Verfügung. Dieser war im 17. Jahrhundert von dem
Bildhauer Georg Schweigger und dem Goldschmied Christoph Ritter entworfen und
von dem Stück- und Glockengießer Hieronymus Herolhdt gegossen worden und sollte auf
dem Markt seinen Platz erhalten.-Aber die Aufstellung unterblieb. Die freie Reichsstadt
Nürnberg befand sich zu jener Zeit in der größten finanziellen Not und verkaufte darum
senes Meisterwerk der Kunst im Jahre 1797 an den Zaren Paul J. von Rußland um
36 000 Gulden. Der russische Kaiser ließ den Kunstbrunnen im Park zu Peterhof aufstellen.
In Anerkennung der Schenkung jener Nachbildung und der von dem edlen Spender für die
Stadt Nürnberg stets bewiesenen hochherzigen Gesinnung wurde dieser am 30. Juli 1901
von den städtischen Kollegien einstimmig zum Ehrenbürger ernannt. Bei der feierlichen
Enthüllung des Neptunbrunnens auf dem Hauptmarkte am 22. Oktober 1902 wurde ihm
ferner das vom Prinzregenten Luitpold verliehene Ritterkreuz des Bayerischen Kronen—
»rdens überreicht. Als dann wenige Tage später der Nürnberger Künstlerverein seinen beiden
wegen ihrer Verdienste um die Exrichtung des Brunnens neu ernannten Ehrenmitgliedern
Kommerzienrat von Gerngros und Geheimer Hofrat Bürgermeister von Schuh einen
Festabend veranstalteten, konnte letzterer die erfreuliche und mit Jubel aufgenommene Mit—
keilung machen, daß der Plan der Errichtung eines Nürnberger Künstlerheimes und eines
damit in Verbindng stehenden Ausstellungsgebäudes durch seine und seines Freundes Gern—
gros Bemühungen gesichert sei. An der Finanzierung dieses bedeutenden Unternehmens,
welches bis zum Jahre 1910 in zweckmäßiger und schöner Weise zur Ausführung kam und
das einem wefsentlichen Bedürfnis der Stadt und der Künstlerschaft abhalf, war von Gern—
gros in besonderem Maße beteiligt. Eine bedeutende Wohltätigkeitsstiftung für die
städtischen Beamten und Bediensteten errichtete der edle Menschenfreund im Jahre 1909.
Am 1. Januar 1908 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat und zu seinem
70. Geburtstag wurde ihm das höchste Ehrenzeichen der Stadt, die Goldene Bürgermedaille,
überreicht. Auch Seine Kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold ehrte ihn bei diesem Anlaß
durch Verleihung des Komturkreuzes der bayerischen Krone. Als Mitglied des Verwaltungs—
russchusses des Germanischen Museums hat Ludwig von Gerngros zur Beschaffung der
Mittel für den Ankauf der Beckh'schen Fabrik, der zur Erweiterung des Museums unum—
gänglich notwendig erschien, wesentlich beigetragen. Daß er dazu selbst eine nicht unbedeutende
Summe beigesteuert, braucht wohl kaum gesagt zu werden. Wohl als Anerkennung dieser
Mitwirkung zum Ausbau einer der ersten Kulturanstalten des deutschen Volkes verlieh ihm
der Deutsche Kaiser den Roten Adlerorden II. Klasse. Seine Verdienste erfuhren ferner
ehrende Anerkennung durch die Verleihung des Sterns zum Verdienstordeun vom heiligen
Michael I. Klasse — 1910 —, des Großkomturkreuzes des Ritterordens der bayerischen
Krone — 1913 — und des König Ludwigkreuzes am 7. Januar 1916. Der städtischen
Kriegsfürsorge ließ von Gerngros tatkräftige Unterstützung zuteil werden. Anläßlich
seines Goldenen Hochzeitsjubiläums am 11. März 1916 schuf er mit einem Kapital von
300000 M die „Ludwig und Julie von Gerngros'sche Kunststiftung“ zum Ankauf
von Bildern für die Stadt Nürnberg und überwies letztwillig der städtischen Kunstsammlung
eine Anzahl wertvoller Bilder seiner Gemäldegalerie. Einer Reihe von hiesigen gemeinnützigen
Anstalten wendete er Schenkungen im Gesamtbetrag von 59000000 M zu. Seine Leiche wurde
in Nürnberg eingeäschert.
5. Oktober. Freiherr von Tucher, Theodor, Kgl. Kämmerer und Rittergutsbesitzer.
Er stammte aus der alten Nürnberger Patrizierfamilie und wurde am 15. September 1838
zu Leitheim bei Donauwörth geboren. Von Anbeginn war er Vorsitzender des Aufsichts—