Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1910 (1910 (1911))

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Umzug mit Fahnen von Hobelspänen und allerlei Waffen 
von Holz, die Plattner (Harnischmacher) führten ein 
„Gestech‘‘ oder Turnier auf, wobei sie auf hohen Stühlen 
mit Rädlein sassen, sie liessen sich von ihren Lehrjungen 
ziehen und „räumten einander ab“, d. h. stachen sich 
gegenseitig mit stumpfen Lanzen von den Stühlen herab, 
welche die Turnierpferde vorstellten. An diesen Lustbar- 
keiten nahm die ganze Bevölkerung natürlich grossen An- 
theil, nur wurde die Öftere Wiederholung derselben 
einzelnen Gewerben mitunter etwas zu kostspielig. Die 
Metzger überliessen aus diesem Grunde ihr Recht, zu 
Fastnacht einen vermummten Aufzug zu halten, für 
manches Jahr den jungen Patriziersöhnen und so entstand der 
sogenannte Schembart (oder Schönbart), der von den gewerb- 
lichen Umzügen wohl zu unterscheiden ist. Schembart, ein 
altes deutsches Wort, bedeutet so viel wie Larve oder „Maske 
(altdeutsch Scheme), bei der der Bart das Hauptsächlichste 
ist,‘“ Der erste Schembart wurde 1449 gehalten, bei dem 
Conz Escheloer Hauptmann war. Ein „Nürn- 
bergisches Schembartbuch“ berichtet darüber: „Sie liefen 
aus in des Christian Weissen Haus bei der langen Brucken, 
jetzige Karlsbrücke) waren der Männer 24, ı2 Erbar 
d.h. von den Geschlechtern) und ız aus der Gemein, 
waren gekleidet in Leinwand, ganz weiss, mit einem 
grünen Hut und Ermel und auf einer Seite mit grünen Zügen 
gemacht; kauften den Schönbart um 6 Gulden.“ Dass 
in diesem Jahre die Stadt mit dem Markgrafen in Fehde 
lag, that der Volksfreude keinen Eintrag: „Die Metzger 
tanzten vor das Frauenthor hinaus,‘ wird unter Anderem 
erzählt, ‚,‚dass die umreitenden Feind vor dem Wald sie 
sehen konnten.“ Das Schembartlaufen geschah in folgen- 
der Weise: „Voraus liefen mehrere Vermummte in Narren- 
kleidern, die mit Kolben und Pritschen in der Hand Platz 
machten, Hierauf kam ein Narr mit einem grossen Sack 
voll Nüsse, welche er unter die Leute warf. Ihm folgte 
ein anderer, der einen Korb voll Eier mit sich führte, die 
mit Rosenwasser gefüllt waren. „Wenn nun,‘ berichten 
die Beschreibungen des Schembarts, ‚das Frauenzimmer 
in den Fenstern oder unter den Hausthüren, oder auch 
auf der Gasse sich sehen liess, wurden ‘sie mit diesen 
Eiern geworfen, und dies hat gar schön geschmecket.‘“
	        
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