Inhaltsverzeichnis: Nürnberg und Umgebung

worfen. Ein derber urwüchsiger Humor, drastische Bild- 
haftigkeit liegt in dieser Formgestaltung, der allerdings 
das Vulgäre streifen kann. Ein Diktat ist dieser Text 
augenscheinlich nicht, wohl aber glaube ich, daß er im 
Auftrag eines andern verfaßt ist. 
Zur dritten Frage: 
Es hat sich die praktische Gewißheit ergeben, daß 
der Schrifturheber des Zettels mit dem Briefschreiber 
identisch ist. Wie wir erwähnten, stellt der Zettel eine 
Fiktion dar. Auch abgesehen vom Inhaltlichen, worin 
Bartning eine Unmöglichkeit nachgewiesen hat, ist das 
ganze Dokument ein Ausdruck primitiver Verstellung: zu 
diesem Zweck wurden lateinische Lettern gewählt, die 
übrigens so wenig beherrscht werden, daß der Schreiber 
in jedem Augenblick in die Formen des deutschen Alpha- 
betes zurückfällt. So ist die Gestaltung durchgehend 
deutsch, auch das g, meistens das a, ferner das V; lateinisch 
K ist zittrig gezeichnet, weil er es nur mühsam herstellt, 
lateinisch R gelingt überhaupt nicht und wird durch B 
ersetzt (Begiment für Regiment II. Zeile). Das Wort 
Nirnberg zeigt eine seltsame Verschreibung: zunächst M 
statt N, estatt i, dann estattr, d. h. er denkt immer einen 
Buchstaben voraus und gibt deshalb falsche Formen. Über 
den Komplex Nürnberg scheint er irgendwie zu stolpern. 
Eine vielleicht absichtliche Verschlimmbesserung stellt 
das Wort erzikung, Zeile 13, dar, dessen Endung übrigens 
in analoger Weise zusammengedrängt erscheint wie in B 
Zeile 10. Förmlich aus dem Text herausspringend ist der 
Ausdruck armes Mägdlein. Diese Künstlichkeit schmerzt 
einem in den Augen; bei solcher Körperkraft hätte man 
dem armen Mägdlein nur gratulieren können. Das Ge- 
machte dieses Schreibens spricht aus jedem Moment, sogar 
die Unterlängen zeigen ein bedächtiges, oft in einen Punkt 
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