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tige, dem man die Sorgfältigkeit und den Hauptgrund heim—
gestellt, werde das beste Gedeihen dazu geben, und als—
dann erst kräftiglich anfangen zu wirken, wenn aller Men—
schen Trost gefallen.
Die Verhandlungen schienen auch in der That zu keinem
Ziele zu führen, und der Churfürst von Sachsen nebst dem
Landgrafen von Hessen war schon bereit Speier zu verlassen,
als im Drange der Umstände der Erzherzog Ferdinand durch
oier geistliche und eben so viel weltliche Fürsten, einen Reichs—
tagsschluß berathen und bekannt machen ließ. In diesem
wurde bestimmt, daß binnen Jahresfrist ein Concilium ab—
gehalten werden sollte, und um dieß zu ermöglichen, wolle
man den Kaiser bitten in Person nach Deutschland zu kom—
men; bis dahin sollte sich jeder Reichsstand in Religions—
sachen, namentlich in Vollziehung des Wormser Edikts, so
verhalten, wie er es bei Gott und kaiserlicher Majestät ver—
antworten könne.
Ueber diesen Schluß aber zeigte sich Kaiser Karl durchaus
unzufrieden, und er schrieb daher zur weitern Verfolgung
der religiösen Angelegenheiten aufs Neue einen Reichstag
ebenfalls nach Speier aus, der auch am 15. März 1529
daselbst begann. Schon im Ausschreiben desselben zeigte sich
der Unwille des Kaisers nur zu deutlich; er beklagte bitter,
wie unter seiner Regierung so viel Irrsal in Glaubenssachen
entstanden, wodurch die Kirchengesetze, Gott zu Schmach und
Unehren, verachtet, und die deutsche Nation zu erbärmlichen
Empörungen, Aufruhr, Jammer und Blutvergießen entzün—
det worden. Der Beschluß des vorigen Reichstags sei so
falsch verstanden worden, daß hiedurch großer Unrath und
Mißverstand wider den heiligen christlichen Glauben, auch
Ungehorsam der Unterthanen gegen die Obrigkeit, und viel
anders Nachtheiliges daraus erfolgt sei. Damit nun der—
gleichen künftig verhütet werde, so wolle er hiemit aus kaiser—
licher Machtvollkommenheit jenen Beschluß völlig zernichten.
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