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Kaspar, ungarischer Magnat.
so unerhörter Grausamkeit und Ungerechtigkeit entrissen hat, doch ich
traue mit Zuversicht auf die Vorsehung, die dich so wunderbar er—
halten und gerettet hat, und erwarte für dich eine glückliche Zukunft.
Diese, wie auch jeden anderen Segen des Himmels, wünscht dir sehn⸗
lichst dein dich herzlich liebender Pflegevater Graf Stanhope.“
Kaspar antwortete den 28. Januar, erzählte, wie der Lehrer und
die übrigen Freunde in Ansbach bestrebt gewesen waren, ihn nach
der Abreise des Grafen aufzuheitern, und daß er im Theater „Pächter
Feldkümmel“ gesehen hatte. Stanhope war entzückt von dem „langen,
gütigen, ihm sehr interessanten Brief“ und schrieb den 3. Februar
zurück: „Ich sehe hier alle Tage den Staatsrath Klüber, mit dem ich
sehr oft und sehr viel von dir rede, und er sagte mir, daß man
noch nicht das Werk des Presidenten angezeigt hat, welches mir un—
begreiflich ist, wohl aber das 1. Heft der Mittheilungen des Professors
Daunirs (). So begierig als ich doch bin und sein muß letzteres zu
lesen, so hätte ich doch vorgezogen, wenn er, wie ich ihm in meinem
Briefe meldete (Daumer leugnete 40 Jahre später, den Brief erhal—
ten zu haben), es unterlassen hätte, um die Aufmerksamkeit des
Publicums nicht durch die gleichzeitige Erscheinung zweier Schriften
über denselben Gegenstand zu theilen. Wenn der Professor nicht Alles
gerade auf dieselbe Art wie der President erzählt, so wäre es für
die Sache selbst nachtheilig, und wenn er zuviel von magnetisierten
(so) Wasser und dergleichen redet, die wahr sind, die aber nicht jedem
wahrscheinlich vorkommen, so wäre es auch gefehlt. Ich habe es hier
bestellt, und man soll es bei dem Englischen Gesanden abliefern.“
Legen wir hier Stanhopes Originalbriefe auf kurze Zeit bei⸗
seite, um uns nach den bis jetkt darin berührten Verhältnissen zu
erkundigen.
Kaspar Hausers Umgebung zu Ansbach bestand aus einer un—
gleichwertigen Mischung abergläubiger Andacht und zagender Kritik.
Das verständige Element vertraten Hickel und Meyer, bei denen
Kaspars Fortsetzung der Nürnberger Simulation und Unwahrhaftig⸗
keit nicht verfing. Die thränenreiche Verstellung spielte ihre erste
Rolle schon im Dezember 1831 bei Meyers Unterricht in der biblischen
Geschichte; als aber der Lehrer Kaspars Rührung wegen der Noah⸗