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nicht der Werth der Gesellschaft in dem öffentlichen Auftretten, sondern
in ihrer inneren Einrichtung und in den zweckmäfsigen Arbeiten ihrer Mit-
glieder läge, so müfse man sich überzeugen, dafs jeder Auswärtige, wenn
er auf seine Anfrage hierüber verständigt werden wird, der Gesellschaft in
ihrer stillen prunklosen Gestalt ebenso gerne und vielleicht noch lieber
beitretten werde, als wenn er eine Gesellschaft vermehren würde, deren
Aufsenseite glänzender als ihr innerer Gehalt sey. Wer an dieser Ein-
richtung nicht teilnehmen wolle, der zeige ohnediefs keinen Willen der
Gesellschaft nüzen zu wollen, sondern es ergäbe sich von selbst, dafs es
ihm blos darum zu thun sey, Mitglied einer Gesellschaft genannt zu werden.«
Dagegen glaubt man, es werde für die Zukunft notwendig werden, mit
den Arbeiten der Gesellschaft öffentlich hervorzutreten. Die Mitglieder
werden aufgefordert, Aufsätze auszuarbeiten; um dieselben dann in Gemein-
schaft dem Druck zu übergeben, insbesondere wird die Idee der Heraus-
gabe einer Gesellschaftsschrift durch das Angebot einer botanischen Reise-
schilderung in das Rhöngebirg mit reicher Ausbeute an Kryptogamen von
Dr. Gottlob Wilhelm Voit in Schweinfurt wiedererweckt, aber die Unter-
handlungen mit Gebhardt in Bamberg und Palm in Erlangen bezüglich der
Übernahme der Herausgabe führen zu keinem Resultat.
Ich kann die Betrachtung des Gesellschaftslebens im ersten Dezennium
ihres Bestehens nicht besser abschliefsen als mit Knapps Worten. Er sagt:
‚Es fehlte nicht an Anregungen und Aneiferungen, den Mut im Wirken
für die naturhistorische Gesellschaft nicht sinken zu lassen, Wolf, Jockisch,
Panzer, Schubert, Voit und andere förderten und spornten rastlos, konnten
jedoch im Verhältnis zum Interesse und der Bedeutung ihres Strebens dem-
selben, namentlich in Nürnberg selbst unter den berufenen Elementen keine
Anerkennung, keine Teilnahme erwerben. Wo waren die Herren Doctores,
Forstmänner, Jugendlehrer, Gelehrten, Patrizier, denen vor Allem daran ge-
legen sein mufste, einen Verein zu halten und zu stärken, der sich mit
pietätvoller Sammlung der alten Erfahrungen und jugendfrischem Aneignen
des Neueren auf dem weiten Gebiet der universellen wie lokalen Natur-
kunde selbstlos befafste? — Schien es doch, als hätte es in den mafs-
gebenden und berufenen Kreisen von je an Lust und Liebe hieran gefehlt
ınd immer war es fast die Laienwelt, welche fest und treu zusammenhielt,
wenn dem Verein Klippen und Stürme, ja gänzliches Scheitern drohten.«
Nur wenige aktive Mitglieder sind es, die sich dem bestehenden Zirkel
ım Laufe des nächsten Jahrzehnts anschliefsen: Condiakonus Mayer,
Apotheker Diehl und Landarzt Mizler. Auch in der Ernennung von
Ehrenmitgliedern war man sparsamer, ich nenne von bekannten Namen
nur Nees v. Esenbeck, den älteren, späteren Präsidenten der Leo-
poldina-Carolina. Hie und da erscheinen willkommene Gäste in dem