152
Bauwesen
Die hauptsächlichsten Bauarbeiten bei de Berlängerungdes Lederersteges
und der Herstellung des Hochwasserdammes daselbst waren Ende des
Jahres 1909 ausgeführt. Die Befestigung des Hochwasserdammes teils mit Rasen und teils mit
Quarzitpflaster und sonstige Nebenarbeiten wurden im Berichtsjahre vollendet. Die Gesamt—
baukosten betrugen 33 893 M.
Für die bauliche Unterhaltung sämtlicher Brücken und Stege wurden 9703
(5952) M verausgabt.
Nördlicher Hauptsammelkanal. In den Verwaltungsberichten 1908 und 1909 ist die
Entstehungsgeschichte und die Art und Weise der Bauausführung, wie sie durch die geognostischen
und Grundwasserverhältnisse bedingt war, eingehend angegeben. Im nachstehenden wird des—
halb nur über die im Jahre 1010 hergestellten Arbeiten berichtet.
Besondere Schwierigkeiten bereiteten einige Grundstücksbesitzer und Ppächter im III. Los
(Kilometer II 4 665 m bis Kilometer IV 4 706 w) dadurch, daß sie längere Zeit
unerfüllbare Forderungen für die Gestattung der Durchführung des Kanals innerhalb der rechts—
zräftigen Baulinie durch ihre noch im Privatbesitz befindlichen Grundstücke stellten.
So waren besonders mit den Pächtern der Grundstücke Plan Nr. 8Söa, b und 612 , sowie
mit dem Besitzer des Grundstückes Plan Ar. 2872, b, sämtlich in der Steuergemeinde Großreuth
hinter der Beste gelegen, längere Unterhandlungen nötig, die bei den zuerst genannten beiden
Grundstücken nur dadurch zum Abschluß gebracht werden konnten, daß den Vächtern sehr hohe
Entschädigungsbeträge bewilligt wurden.
Die Grundstücksbesitzer der Plan-Nr. 500 und 5089 in der Steuergemeinde Schoppershof
waren überhaupt nicht dazu zu bewegen die Durchführung des Kanals durch ihre Grundstücke
zu gestatten, sondern verlangten, daß ihnen ihre Acker durch die Stadtgemeinde abgekauft würden,
was dann auch nach längeren Verhandlungen durch die beiden städtischen Kollegien genehmigt
wurde.
Die geognostischen und Grundwasser-Verhältnisse im III. Lose waren ganz ähnliche wie in
den beiden ersten Losen. Zum Lösen der festen Bodenmassen in der Kanalbaugrube wurde
vieder der Sprengstoff Cahücit verwendet.
Besondere Schwierigkeiten und Kosten wurden dadurch bedingt, daß der Kanal unter den
7 Geleisen des Nordbahnhofes hindurch geführt werden mußte und daß der hierfür nötige 990 m
ange, 12,8 miitiefe und 3,60 mebreite Schlitz so zu gestalten und abzustützen war, daß der über—
schüssige Baugrubenaushub der oberhalb liegenden — östlichen — Kanalstrecke auf einer Hilfs—
hahn mit Lokomotivbetrieb durch diesen Schlitz zu den Ablagerungsplätzen am Westfriedhof
and auf dem städtischen Grundstück westlich der Umgehungsbahn zwischen Pegnitz und
Schnieglinger Straße abgefahren werden konnte.
Die nötigen Unterfangungen der Schienengeleise im Nordbahnhof wurden durch die Kgl.
Eisenbahnbau-Inspektion auf Kosten der Stadt vorgenommen, während alle anderen Arbeiten
durch die Tiefbau-Unternehmung Oyckerhoff & Wi dmann zu leisten waren.
Am 18. April mußten die Arbeiten infolge der Arbeiteraussperrung eingestellt werden;
da aber bei der in Angriff genommenen Durchschlitzung des Nordbahnhofes aus Sicherheits—
gründen ein Weiterarbeiten geboten war, wurden im Einvernehmen mit Vertretern des Arbeit—
geber- und Arbeitnehmerverbandes die Erdarbeiten am 19. April wieder aufgenommen und
bis zum 20. Mai mit durchschnittlich 120 Mann fortgesetzt. Ausdrücklich war aber zur Bedingung
gestellt, daß Erdarbeiten nur insoweit ausgeführt werden durften, als es aus Sicherheitsgründen
geboten war.
Die Entlassung eines organisierten Arbeiters, welcher sich während der Arbeitszeit einem
Aufseher gegenüber ungebührlich und unbotmäßig benommen hatte, war die Veranlassung dazu,
daß sämtliche beim Bau des Nordkanals beschäftigten organisierten Arbeiter die Arbeit niederlegten.