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Als sie Feierabend gemacht, gaben ihnen die Tyrannen den Lohn. Sie 
hieben beiden die Hälse entzwei, daß sie verbluteten. Der eine, Görg Kern, 
hin erließ ein Weib mit vier Kindern und wurde am Sonntag ebenfalls 
zu Fürth, der andere aber zu St.'Leonhard begraben. Hans Nützels 
Sohn zu Sündersbühl war nebst einem Taglöhner auch von den Kosaken 
ermordet worden. In Pommelsbrunn hatten sie an 8 Orten Feuer ange— 
legt. Einer der Brandstister wurde ertappt und ins Loch herein geschafft. 
Man ließ ihn mit Zuziehung eines der polnischen Sprache Kundigen 
Rede stehen und drohte: „Wenn er nicht sagen will, ihm an die Haut zu 
setzen.“ Ratzivil war sehr erbittert über den selbst zum Einkauf ihres Be— 
darfes beschränkten Eintritt seiner Leute in die Stadt. Die Thorwache 
nahm sogar einem Kosakenrittmeister die Pistolen, weil er unter sie ge⸗ 
schossen; einige feiner Leute reizten sie auch zur Ungeduld, da sie jene der 
Schändung ihrer Frauen beschuldigten Man schickte dem Obersten die ab— 
genommenen Waffen hinaus, verweigerte aber die Auslieferung der Soldaten. 
Außerdem war die ganze Armada der Kosaken stets Tag und Nacht in 
der Rüstung und Bereitschaft. Sie hielten fleißig Schildwache, denn sie 
waren in großer Furcht, die Nuͤrnberger und der Markgraf zu Ansbach 
möchten sie überfallen und ihnen den großen Raub wieder abnehmen, den 
sie in vielen Wägen mit sich führten. Dies geschah aber nicht und die 
Einwohner von Fürth behielten hierdurch viel, was ihnen sonst wäre'genommen 
worden. Bei den Mönchen im Pfarrhofe zu Fürth sah der Lehrer Maier 
in diesen Tagen etliche silberne Münzen, auf welchen Dr. Luther in seinem 
vollständigen, priesterlichen Habit abgebildet war, in der Hand einen um— 
gestürzten Scheffel haltend, darunter aber kein Licht, wie bei der nürn— 
bergischen Jubeljahrsmünze im Jahre 1617 gestanden. Wenn die Mönche 
diese Münzen dem Lehrer und andern zeigten, so spuckten sie zuwor drei— 
mal darauf und sagten dann: „Da seht ihr euren Heiligen.“ Dem 
Pfarrer Paulus Sartorius zu Fürth nahmen die kosakischen Mönche und 
ihre Diener sein Kaleschlein, über 100 fl. an Hausrat, lederne Polstern, 
Teppiche, Bettücher und Bettüberzüge. JAlles dies mußte er neben den 
andern armen Leuten, die um das ihrige gekommen, auch verschmerzen und 
konnte nur Gott danken, daß sein Weib und Kind rein und unbefleckt er— 
halten wurden. Unter den Kosaken ritten viele Weibspersonen in, Manns— 
kleidern. Sie führten auch großen Raub und viele gestohlene Jungfrauen 
und Pferde mit sich. Die Kosaken konnten nur gebrochenes, unverständ— 
liches Deutsch reden, verstanden aber französisch, waren ein zerrissenes und 
zerlumptes Volk. Einige führten Bogen und Pfeile, Schild und Tartschen, 
auch Säbel und Pistolen, hatten aber kein grob Geschütz. Nachdem also 
die Kosaken am 21. Oktober still gelegen, brach dieses räuberische Volk am 
22. endlich auf und zog nicht über Feucht, sondern über Lauf und Hers— 
bruck nach Böhmen. Georg Abraham Pömer und Hans Chr. Tucher ge— 
leiteten als nürnbergische Kommissäre unter großen Gefahren mit ihren Kornet 
und Musketieren. Diese 12000 (nach Murr 6000) Mann starke Kosaken— 
armada zog von Fürth aus über Kraftshof neben dem Wald hin nach 
dem Spitalhof über Erlenstegen, Rückersdorf, außerhalb Lauf am Stadt— 
gräben hin durch Reichenschwand nach Hersbruck. Das nuͤrnbergische Volk
	        
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