Objekt: Über Hans Sachsens Schüler Ambrosius Österreicher

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ganze Gedicht ein deutliches Zeichen für das Abhängigkeitsverhältnis, 
in dem Öfterreicher gleich der ganzen übrigen Nürnberger Sing- 
fchule zu dem einzigen echten Dichter unter den Meifterfingern 
(tand. Davon legen auch feine eigentlichen Meiftergefänge Zeugnis 
ab, von denen überdies verfchiedene und fo auch die beiden 1558 
bei Valentin Neuber im Druck erfchienenen®) in Tönen des Hans 
Sachs gedichtet find. Die nur handfchriftlich erhaltenen $) ftammen, 
foweit fie datiert find, fämtlich aus den fechziger Jahren, welcher 
Zeit (1566) auch das große allegorifche Heldengedicht — es ift 
kein eigentliches Drama, wie es Schnorr von Carolsfeld ?’) nennt — 
angehört, das uns in der Dresdener Handfchrift M. 210 (früher 
M. 112) erhalten ift und fich »Metablasmus, Hiftoria Des Edlen vnd 
Streitbaren helden vnd Ritters Achilli« betitelt. Diefes Gedicht, 
das den an Gefahren und Verlockungen reichen Weg eines tugend- 
famen Ritters „zum heiligen grab“ {childert®), ift in mehr als einer 
Beziehung charakteriftifch nicht nur für die damalige Auffaffung des 
Volkes vom klaffifchen Altertum, fondern auch für die ungefunde 
Neigung der Meifterfinger zum Auslegen und Allegorifieren, und 
andererfeits für das gänzliche Unvermögen der meiften unter ihnen, 
eine Allegorie mit Gefchmack durchzuführen. Bekanntlich hat auch 
Hans Sachs gerade in diefem Genre, das dem eigentlichen Zweck 
echter Poefie fo fehr widerftreitet, uns die fchwächften und unge- 
nießbarften feiner zahlreichen Werke hinterlaffen. 
Die entfetzliche Monotonie diefes Epos unferes „Poeten und 
Philofophen“, wie er fich felbft am Schluffe nennt, wird nur hier und 
da unterbrochen und etwas gemildert durch eingeftreute Lieder im 
Volkston, Gebete oder Dankfagungen des Helden, in denen ein 
etwas frifcherer Ton herrfcht, wie ich oben bereits an einer Probe 
dargethan habe. Zu folchen Liedern im Volkston gehören ferner 
auch noch die von Goedeke a. a. O. unter b—e verzeichneten Ge- 
dichte Öfterreichers, die, wie die oben erwähnten beiden Meifter- 
gefänge, fämtlich bei Val. Neuber in Nürnberg zuerft erfchienen und 
zum Teil mehrfach aufgelegt bzw. nachgedruckt worden find. 
Weit talentlofer ftellt er fich uns in den meiften feiner Meifter- 
vefänge, zu denen auch eine aus zehn Gefätzen beftehende »hiftory 
vonn herzolg] wilhelm aus Ofterreich« gehört, dar. Nur eins 
5) Goedeke, »Grundriß« 2, 260 No. 41 f. 
3) Cod. dresd. M. 5 S. 325; M. 6 Bl. 108—132, 134 f; M. 191 (früher M. 96) 255 ff. 
’) »Zur Gefchichte des deutfchen Meiftergefangs« S. 22. 
8) Vgl. auch Katalog der Dresdener Handfchriften II, 500 und Michels in der 
Sonntags-Beil. No. 26 zur Voff, Ztg. 1890 Sp. 11 
2 Cod. dresd. M. 6. Bl. 122-—122.
	        
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