Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Wohlfahrtspflege 
zieher bekannten Pastor Backh ausen geleitet wird, nahm in entgegenkommender Weise 
einen Teil der Zöglinge schwierigsten Charakters auf. 
Es wurde bei der Durchführung hauptsächlich darnach getrachtet, daß der Zögling nicht 
nur in die Anstalt kommt, sondern daß es ihm dort auch möglich gemacht wird, mit der Zeit dine 
seiner Befähigung entsprechende Ausbildung, entweder im Handwerk oder im landwirt⸗ 
schaftlichen Beruf, zu erhalten. 
Bei der Durchführung der Familienerziehung, eine Maßnahme, die nur bei reiflicher 
Prüfung aller Sachumstände im Interesse des Zöglings getroffen werden kann, muß auf die 
erzieherischeFähigkeitd er Pflegeeltern das Hauptaugenmerk gelegt werden. 
Verschiedene örtliche Nachprüfungen der Pflege— und Unterkunftsverhältnisse in den Familien 
hatten zum Teil ein befriedigendes Ergebnis, zum Teil ein nicht befriedigendes, so daß andere 
Maßnahmen ergriffen werden mußten. 
Jugendgerichtshilfe. Die Abteilung wurde am 1. April 1920 bei der UÜbernahme der 
Hauptstelle der Jugendfürsorge auf die Stadt der Jugendfürsorge im engeren Sinn ange— 
zgliedert. Da die Arbeit ständig wuchs, wurde neben dem Jugendpfleger eine Jugendpflegerin 
angestellt, so daß die Abteilung nun mit 4 Kräften besetzt ist. Neben diesen berufsmäßigen Organen 
gewannen wir die Mitarbeit einer Reihe von Herren und Damen als ehrenamtliche Schutz- 
aufseher. Es wurden 11902 Einzelfälle bearbeitet. 
8. Nürnberger Kinderhilfe. 
Allgemeines. Infolge der Kriegswirkungen ist ein großer Teil unserer Großstaͤdtkinder 
ucht nur stark unterernährt, sondern auch gesundheitlich erheblich gefährdet. Es war deswegen 
iotwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit dieser Kinder wieder herzustellen 
ind zu kräftigen. Hierfür wurde die Nürnberger Kinderhilfe ins Leben gerufen. Ihr 
wurde eine zweifache Aufgabe gestellt. Zunächst hatte sie für die Aufbringung der erforderlichen 
Mittel zu sorgen, und dann diese Mittel für die Berwirklichung der Hilfe an den Kindern zu 
oerwenden. Die Hilfe, die den Nürnberger Kindern gebracht wurde, gliederte sich in 2 Teile: 
in die Speisung für unterernährte Kinder und in die Erb olungsfür— 
sorgefürgesundheitlichgefährdete Kinder.— 
Werbetätigkeit. Bei der Finanzlage der Stadt mußten die Mittel in der Hauptsache 
durch freiwillige Spenden aufgebracht werden. Um in den weitesten Kreisen ein 
Interesse für dieses Liebeswerk zu erwecken und die ganze Einwohnerschaft zur Mitarbeit heran— 
zuziehen, wurde am 18. Juni 1920 ein HaAuptausschuß gebildet, der sich aus maßgebenden 
Persönlichkeiten des Stadtrates, der Angestellten- und Arbeiterverbände, den Vertretern der 
Konfessionen und der Privatliebestätigkeit zusammensetzte. Alsdann wurde sofort in eine rege 
Werbetätigkeit für die Beschaffung der Mittel eingetreten. Durch die Veranstaltung eines 
Jugendsonntages wurden die ersten Beträge gewonnen. Anschließend wurde an die 
gesamte Bevölkerung mit der Aufforderung herangetreten, für die Zwecke der Kinderhilfe den 
Ertrag einer Arbeitsstunde zu opfern. Wenn auch in manchen Fällen dieser Gedanke 
auf Widerstand stieß, so konnten doch im großen und ganzen günstige Erfolge erzielt und hierdurch 
erhebliche Mittel flüssig gemacht werden. Gleichzeitig wurden aber auch die Vorarbeiten für 
die Werbetätigkeit im Ausland begonnen. Das städtische statistische Amt verfaßte 
auf Grund amtlichen Materials eine Broschüre über „g ie Not und das Elend der 
Nürnberger Kinder“, welche anfangs nur in deutscher Sprache erschien, später aber 
auch in Esperanto sowie in englischer und spanischer Sprache (für Südamerika) herausgegeben 
wurde. Diese Broschüre wurde in vielen Tausenden von Exemplaren in das Ausland versandt, 
wodurch ganz erhebliche Summen eingingen. Das Ergebnis der bis zum 31. März 1021 bei 
der Kinderhilfe eingelaufenen Spenden ist aus folgender Zusammenstellung zu ersehen:
	        
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