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sich bereits zur Abwehr gebildet hatte und alle
Flüchtlinge ohne Unterschied in den großen Hallen
ihres Verkaufshauses aufnahm. Dann war er mit
seinem Neffen Aaron abermals nach dem Bonersberge
geeilt, um wo möglich auch seinem Wohlthäter bei der
Flucht behülflich zu sein. Die drohende Gefahr hatte
alle Scheu vor der ehrlosen Klasse der Juden auf—
gehoben, und unangefochten gelangten Beide bis zum
Prunkgemach des Hauses, wo der Herr von Grund—
herr sich noch befand, beschäftigt, die Kostbarkeiten und
Alterthümer zu verwahren, aber immer noch unent—
schlossen, wohin er sich mit seiner Tochter wenden
solle. Denn der Verlobte derselben, der junge Ludwig
von Volkamer, war vor einer halben Stunde nach dem
Hause seiner Eltern geeilt, um auch ihnen einen
sicheren Zufluchtsort zu verschaffen.
„Verzeiht, gestrenger Herr,“ sprach Abraham, als
er eintrat, „aber die Empörer haben eben erbrochen
das Rathhaus und wenn Ihr noch zögert eine Viertel—
stunde, so seid Ihr unrettbar verloren.“
„Aber wohin flüchten?“ rief der Rath. „Ich
finde hier nirgends einen Ort, der uns vor der Wuth
des Pöbels verbirgt und aus der Stadt können wir
nicht mehr.
„Vertraut Euch mir, Herr,“ versetzte der Jude,
„und der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs wird
mir verleihen Kraft, Euch zu führen, wo Ihr ge—
borgen seid für den Augenblick.“
„Nun wohl, meine Tochter,“ wandte sich der
Herr resignirt zu Margarethen, „so laß uns diesem
alten Mann folgen, der, obgleich nur ein Jude, besser
ist als Tausende von Christen.“
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