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eine Schwester mit den Kranken in einer Weise vertraut geworden wäre, so
dass die Autorität nothgelitten hätte! Beim männlichen Personal ist diess
eine der häufigeren Klagen. Das heisst, der Takt ist auf Seite der Frau
grösser. Und damit ist bei Kranken unendlich viel zu machen, Ja, diese
Thatsache allein entscheidet fast schon die Frage, ob im Allgemeinen die
Krankenpflege in die Hände des Mannes oder der Frau gehöre. Sie ist
und bleibt eine Hauptaufgabe für die Frau, kann aber des Mannes
da nicht entbehren, wo die Pflege grössere Kraftentfaltung erheischt oder
Anforderungen an die Frau stellen würde, denen sie sich aus Schicklichkeits-
gründen nicht oder doch nur ausnahmsweise fügen kann. Im Allgemeinen
ist die Thatsache auch anerkannt und auch in der Privatpflege greift man
fast immer zunächst nach der Schwester, nach dem Bruder nur dann,
wenn die oben gezeichneten Anforderungen ein zwingendes Wort sprechen.
Einen Fehler haben aber die Pflegerinnen, die ich unter meinen Augen
gehabt habe, fast alle gehabt und das war der, dass sie Alles machen wollten
und ohne mit ihren Kräften hauszuhalten, fortgearbeitet haben, bis sie nicht
mehr konnten. Nach dieser Richtung hin muss geholfen werden. Wo da
einzusetzen ist und wie zu helfen ist, das habe ich in Vorstehendem am Bei-
spiel unserer Schwestern zu zeigen versucht. Die Worte gelten nicht allein
für die Krankenhaus-Schwestern, sie gelten auch für die Schwestern in der
Privatpflege. Auch sie verfallen oft genug in den Fehler der Ueberschätzung
ihrer Leistungsfähigkeit zunächst zum eigenen Schaden, später wohl oft genug
auch zum Schaden der guten Sache, der sie nur nützen wollten!
Wir haben auch Schwestern im Dienste der Waschküche, der
Kochküche; die ausgedehnte Verwaltung der letzteren untersteht ihnen
unter Mitwirkung und Aufsicht des Krankenhaus-Verwalters, Die Ober-
schwester mit ihrer Gehilfin führt die Oberaufsicht über all’ dies und über
den Pflegedienst, sowie über das Magazin für Wäsche- und Krankenpflege-
Artikel. Wir haben vorzügliche Kräfte dafür besessen und haben sie noch
in einer guten »Oberinnenschule«! Ob sie Wunsch oder Neigung haben,
darüber noch hinauszukommen? Ich glaube kaum! Es sind allerdings
Diakonissinnen, die den Beruf nicht als Erwerb treiben.