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finderische Phantasie einen wuchtigen Schwung nahm, sein Lieblings-
streben, die Masse und Gesetze der menschlichen Erscheinung zu
erforschen, an Tiefe gewann, so dankt er in allen diesen Dingen
Leonardo die grösste Förderung.
Die mannigfachen Eindrücke, welche er in Venedig empfing,
brachten Dürer doch Unruhe in seine Seele und störten das Gleich-
gewicht seiner Stimmung. Man merkt dem Tone der an Pirkheimer
gerichteten Briefe den steten Wechsel zwischen Hoffnung und Sorge
an und kommt auf die Vermutung, dass die wenig geistvollen, sich
stets wiederholenden Scherze, frostig und gekünstelt, wie sie sind,
einen Mantel bilden, um darunter die eigene, wahre Stimmung zu
verbergen. Fröhlicher, ungesuchter Humor spricht jedenfalls nicht
aus ihnen. Neu und offen tritt er uns entgegen, wenn er seine
stattliche, durch neue Kleider gehobene, äussere Erscheinung schil-
dert. Er legte auf diese stets ein grosses Gewicht. Ehrlich und
offen ist auch seine Freude über den wachsenden Ruhm. Dass
er an Selbstvertrauen und Selbstachtung gewonnen, seine Kraft
gemessen und stark gefunden hat, die erhöhte Freude am Wirken
und Schaffen, darin entdecken wir die unmittelbare Frucht der
venetianischen Reise.
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