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in die Handlungsmagazine gelangende Hopfen nicht inbegriffen ist, so
bekommen wir erst dann ein genaues Bild von der hohen wirtschaftlichen
Bedeutung des Nürnberger Hopfenhandels, wenn wir die Quantitäten ins
Auge fassen, welche die Eisenbahn in versandfertigem Zustande alljährlich
aufnimmt, um sie nach allen Richtungen der Welt zu führen. So betrug
der Versand der Haupt⸗Güterexpedition Nürnberg in der Saison:
1888/89. .. 200000 Zentner 1891/92... 207000 Zentner
1889/90. .. 245700 1892/93... 204953 J
1890/91 .. . . 191000, 1898/94 .. 135872 ,
Die Schwankungen dieser Ziffern hängen von den jeweiligen Hopfen—
preisen ab, die je nach dem Ernteausfall stark variieren. So brachte z. B.
die Saison 1889/90 die billigsten Preise des letzten Jahrzehnts und da—
durch einen höheren Verkehr, indem unsere Brauereien, wie die des Aus—
landes, sowohl durch die vervollkommneten Konservierungsmethoden, wie
auch durch die Kühlräume der neueren Technik in der Lage sind, in solch
billigen Jahren Hopfen über Bedarf einzulegen, um sich gegen etwaige
höhere Preise zu schützen.
Tausende von Angestellten, Tausende von Arbeitern finden durch
den Hopfenhandel ihren reichlichen Lebensunterhalt. Daß dieser weit—
oerzweigte Handel, dessen jährliche Umsätze zwischen 20—80 Millionen
Mark betragen dürften, auch seinen Tribut an die staatlichen Verkehrs—
anstalten, wie Post, Telegraph und Eisenbahn zahlt und auch nicht unbe—
deutende Summen den Säcke-Webereien, den Maschinenfabriken für Hopfen—
pressen und Hopfen-Konservatoren, sowie anderen Gewerben zuführt, sei
hier nur noch nebenbei erwähnt.
Klein und unscheinbar waren die Anfänge des Nürnberger Hopfen—
handels; aus schwachem Beginnen ist derselbe zu einer ungeahnten Höhe
emporgediehen. Er ist ein lehrreiches Beispiel, wie ein Handelszweig aus
eigener Kraft, ohne Unterstützung des Staates, von den kleinsten Anfängen
an durch die Energie und Umsicht seiner Kaufmannschaft zu einer großen
Bedeutung für den Weltmarkt sowohl, als auch zum volkswirtschaftlichen
Segen weit über die Grenzen einer Stadt hinaus werden kann!
4.
d.
Zu vorliegender Arbeit wurden folgende Quellen benützt:
für den Hopfenbau:
1) „Der baierisch-ökonomische Hausvater“ (Gesammelte Schriften der kurfürstl.
ökonomischen Gesellschaft in Burghausen) Band II und V. (1780 und 1788).
2) „Die geöffneten Archive für die Geschichte des Königreichs Baiern“ (Zweiter
Jahrgang 1822/,28. 2. Heft).
3) „Die Landwirtschaft in Bayern“, Denkschrift des landwirtschaftlichen Vereins,
vom Jahre 1860.
für den Hopfenmarkt:
Das vom Magistrat bereitwilligst zur Verfügung gestellte einschlägige Aktenmaterial.
D. V.