Metadaten: Zu Nürnberg

98 
auflehnet in trotziger Widerred'. Der Cunntzen hat's nicht ver— 
dienet um uns, daß Du ihm untreu wirst!“— 
„Untreu? Bin ich ihm untreu? Ich hab ihn noch gleicher— 
maßen liebwert, wie ehedem; aber schau, mit dem Sifrit das ist 
ja ein ganz ander Ding, so mit dem Cunntzen nichts gemein hat. 
Was es wohl ist, vermag ich mit nichten Dir in Worten zu 
sagen, weiß ich's doch selber nicht. — Aber sehen mußsich ihn, 
immerdar, alle Tag', sonst sterb' ich!“ 
„Ach Elslein! Daß es soweit hat kommen müssen! Was 
Du verspürest für den Sifrit, das ist der Minne Allgewalt — 
aber eine unselige Lieb' ist's — so Dir der Satan in's uner— 
fahrene Herz bläst, damit Du sündigen sollst und er Deine arme 
Seel gewinnet! Denk' an den braven biedern Cunntzen, dem Du 
die Sus ersetzen sollst, — den Sifrit mußt Du vergessen, hörst 
Du, Du mußt!“ 
„Ach Mutter, Mutter!“ schluchzt Els und heiße Thränen 
strömen aus den Augen. 
Sanft legt die milde Frau die Händ' auf den geliebten 
Scheitel und netzet ihn unaufhaltsam mit den salzigen Tropfen. 
„Geh zur Ruh' mein Kind, die Mutter Gottes wird Dir 
helfen, standhaft die Sünd' zu überwinden!“ 
Noch lang wandelt die Meisterin Puchnerin händeringend 
in ihrer Kammer, so neben der der Els und der Kinder gelegen, 
ruhelos auf und nieder: „Muß es denn sein? muß es wirklich 
sein 7“ stöhnt sie aus tiefpundem Herzen. „O Du mein armes, 
armes Kind, Du armer Cunntz! Herr hilf uns Allen, wir ver— 
sinken!“ — — 
Es ist unser „lieben Frawen Tag“1), der Tag, an welchem 
nach dem Gebote der Herren vom hohen Rate der erste neue 
Hhonig darf feil gehalten und verkaufet werden. 
Rüstig schreitet die Els durch den Wald, dem nahen 
Mögeldorf zu. Sie trägt ein wohlgefüllet Krüglein des neuen 
Honigs zum geschworenen Honigmesser, auf daß dem Gesetze 
8.September.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.