fullscreen: Kaspar Hauser

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des Schlosses mit vielen Details liefert. Auch für solche, 
die Kaspar für ehrlich halten, liegt es nahe, daß Daumer, 
einmal auf den Traum begierig gemacht, Hauser durch fort— 
währendes Ausfragen veranlaßte, mehr zu erzählen, als was 
ihm wirklich aus dem Traume her erinnerlich war. Seine 
Freunde heben, um den Traum als solchen zu retten, hervor, 
daß Hauser bisher noch kein Schloß gesehen hatte. Aber, 
wenn dies wirklich der Fall gewesen ist, so konnte er dennoch 
aus der Lektüre und von Abbildungen her Vorstellungen 
davon haben. Viele Schulbücher enthalten dergleichen. Auch 
ist wohl anzunehmen, daß diejenigen, welche von vornherein 
an seine fürstliche Abkunft glaubten, wiederholt ihn besonders 
eindringlich darüber ausforschten, ob er sich auf Schlösser, 
Säle, Statuen, Wappen u. dgl. besinnen könne, und dadurch 
ihm diese Gegenstände vertraut machten. 
Ganz Erstaunliches leistete Kaspar auf religiösem Gebiete, 
nicht so sehr durch Gläubigkeit, als vielmehr durch Zweifeln. 
Nach dem Urteil seiner Freunde hatte er bisher noch gar 
keine religiösen Vorstellungen, stand also etwa auf dem 
Standpunkte eines Kindes, das die ersten Lehren vom lieben 
Gott empfängt. Es mag sein, ist sogar wahrscheinlich, daß 
die Geistlichen, seine Lehrer, sehr ungeschickt verfuhren. 
Anstatt ihm einfach von Gottes Güte, Weisheit und All— 
macht zu erzählen, behelligten sie ihn mit unfaßbaren Be— 
griffen und verleideten ihm so den Religionsunterricht. Die 
Folge davon aber wäre gewesen, daß er sich letzteren und 
alles, was damit zusammenhing, aus dem Sinn zu schlagen 
suchte. Statt dessen aber quälte er sich mit Zweifeln ab, 
wie sie sein angeblicher damaliger Entwickelungsgrad niemals 
aufkommen lassen konnte. Nach seiner eignen Erzählung ver— 
langte er noch während er auf dem Turme war, also spätestens 
im Juli 1828, von vier Geistlichen, die ihn ausforschen oder 
belehren wollten, Erläuterung darüber, daß Gott Alles aus
	        
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