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Im November 1842 wird dieser Verein auch sein 50 jäh—
riges Jubiläum auf eine gewiß sachdenkliche Weise feiern,
eine Sitte, die von den andern Vereinen ihrer Zeit in
Berücksichtigung der Tendenz jedes einzelnen nicht unterlas—
sen werden mag. Ein aus der Pietät für theure Verschie—
dene hervorgegangenes Fest feiern die Nürnberger am St.
Johannis Sonntag, an welchen die Gräber des Johannis
Friedhofs zahlreich besucht und geschmückt werden.
18. Nürnberger Zustände.
Obgleich in den frühern Abschnitten schon ein Gesammt—
bild des Lebens und Treibens in Nürnberg aufgestellt ist,
so sollen in diesem Abschnitte doch noch einige Lichter und
Schatten aufgesetzt werden, welche zum wirksameren und
natürlicheren Farbentone unumgänglich nöthig sind. Wenn
man die verschiedenen Artikel liest, die schon über das Le—
ben in Nürnberg und namentlich über die sozialen Bewe—
gungen in demselben geschrieben worden sind, und sucht
dann die Realität dieser Artikel, so wird man meist auf
Widersprüche stoßen, die entweder von der Einseitigkeit und
Befangenheit, oder von übertriebener Vorliebe, zuweilen
auch von üblem Willen der Verfasser herrühren, oder wenn
man auch zugeben muß, daß Manche mit klaren Augen ge—⸗
sehen und mit gesundem Kopf und Herz nur der Wahrheit
treu geschildert haben, so wird sich's am Ende doch erge—
ben, daß die Schilderung zu einer anderen bereits ver—
gangenen Periode paßt. In den Auffassungen sozialer Zu—
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