Metadaten: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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in den Minneliedern gefühlt, gewiss nicht angepriesen“ (16. Juli 1778).1 
Der greise Bodmer war eben noch ganz von seinem Eifer für die 
mnittelhochdeutsche Poesie erfüllt. In seinem Sinne dachte aber das 
Zeitalter über die von Weimar ausgehenden Bestrebungen nicht. 
Nur ganz vereinzelt stoßen wir auf eine ähnliche mißfällige Äuße- 
rung. Christian Friedrich Daniel Schubart hatte in seinen „Vor- 
lesungen über die schöne Wissenschaften“ (Augsburg, 1777) Hans 
Sachs als den „Ersten, der deutsche drammatische Stücke verfertigte,“ 
hingestellt und lobend behandelt.? Schubart wollte dieses Buch, das 
von einem seiner Zuhörer herausgegeben worden war, nicht als 
sein Werk anerkennen.?* Die zweite, „ganz umgearbeitete und ver- 
mehrte Auflage“ (1781)* findet in Hans Sachsens Werken „sehr 
viel unerträglich schlechtes Zeug“ und meint, „man hat sich daher 
über Bertuchs Einfall, seine Schwänke wieder drucken zu lassen, 
mit Recht wundern müssen.“ Diese Stelle ist gewiß von dem 
Herausgeber eingeschoben, dafür spricht schon die Erwähnung des 
Bertuchschen Planes. Denn Schubart wurde damals auf Hohenasperg 
zefangen gehalten und hatte wohl kaum Gelegenheit, sich über den 
Stand der Hans-Sachs-Frage zu unterrichten. 
Anders aufzufassen sind natürlich jene besonnenen Bedenken, 
die sich hinsichtlich des Gelingens einer vollständigen Ausgabe 
zeltend machten. Schon Wieland hatte im „Teutschen Merkur“ 
Mai 1778), als er Bertuchs „Frage“ zum Abdruck brachte, bemerkt, 
er habe deshalb nur einen „Auszug“ geplant, weil er es für schwierig 
halte, „den zu Bestreitung der Kosten nöthigen Absatz zu ver- 
schaffen“. Eschenburg in Braunschweig rät Bertuch (7. Juli 1778), 
1 Johannes Crueger, Bodmer über Goethe, im Goethe-Jahrbuch 5 
1884), 8. 207. 
2 „Dieser von tausenden mit Spott genannte Mann, wird unbillig 
verachtet, er ist reich an Erfindungen, und sein Knittelvers steht ihm zu- 
weilen besser an, als ein Kneip“ (S. 38, auch 8. 48 ist zu vgl.). Mit Rück- 
sicht auf Bodmers Übersetzung von Butlers Hudibras — es soll wohl 17837 
statt 1767 heißen — meint Schubart: „Hier würden Hanß Sachsens Knittel- 
verse von großer Wirkung seyn“ (S. 32). 
3 Vgl. Adolf Wohlwill, Beiträge zur Kenntnis Chr. F. D. Schubarts, 
m Archiv für Litteraturg., hg. von Schnorr, 6 (1877), S. 361—363. 
4 Sie führt den Titel: Kurzgefaßtes Lehrbuch der schönen Wissen- 
schaften. Zwote ... Auflage. Münster, Osnabrück und Hamm, 1781. Man 
vgl. S. 108—109, dazu aber auch $. 121.
	        
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