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der Köuig einen Kriegsrat, welcher beschloß, am nächsten Tage
dem Feinde mit dem Angriff zuvorzukommen. Derselbe konnte
gelingen, wenn der Kronprinz, der mit seinem Heere noch einige
Meilen entfernt stand, rechtzeitig zur Stelle war, um in den
Kampf einzugreifen. Noch in der Nacht wurde ein Adjutant mit
den nötigen Aufträgen an ihn gesandt. Und so wurde am 3. Juli
zwischen Königgrätz und Sadowa die große Schlacht geschlagen,
welche den Ausgang des Krieges und den langen Streit zwischen
Preußen und österreich entscheiden sollte. König Wilhelm war seit
8 Uhr zu Pferde, überall, wo er erschien, von den Truppen jubelnd
begrüßt. Zweimal geriet er mitten in das heftigste Geschützfeuer,
so daß Bismarck, der auf diesem Ritte sein Begleiter war, ihn
ernstlich mahnte, seine Person nicht allzusehr auszusetzen. Lange
wogte der Kampf unentschieden hin und her; denn auch die ster—
reicher fochten mit glänzender Tapferkeit. Schon blickten die preußi⸗
schen Heerführer sehnsüchtig nach der Seite, von welcher der Kron⸗
prinz kommen mußte. Für das Heer desselben war es schwierig,
vorwärts zu kommen, da die Regengüsse der letzten Tage Wege
und Stege aufgeweicht hatten. Mit dem Aufgebot der letzten Kraft
aber eilte es vorwärts und erschien um 2 Uhr Nachmittags auf dem
Schlachtfelde. Und jetzt gingen die drei preußischen Heere mit
neuem Mute zum Angriff vor und trieben den Feind in die
Flucht. Abends 8 Uhr traf der König mit seinem Sohne zu—
sammen, der durch sein Eingreifen in den Kampf zum Gewinnen
der Schlacht am meisten beigetragen hatte. In einem ausführlichen
Briefe an seine Gemahlin, den er gleich am folgenden Tage
schrieb, schilderte er das Zusammentreffen folgendermaßen:
„Endlich begegnete ich noch spät 8 Uhr Fritz mit seinem
Stabe. Welch ein Moment nach allem Erlebten und am Abend
dieses Tages! Ich übergab ihm selbst den Orden pour le méèrite,
so daß ihm die Thränen herabstürzten, denn er hatte mein
Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten! Also völlige
überraschung! Einstens alles mündlicht Erst um 11 Uhr war
ich hier, ohne alles, so daß ich auf einem Sofa kampierte.“ Es
war der kleine Ort Horicz, wo der König um 11 Uhr Nachts
ankam. Noch ehe er sich zur Ruhe begab, telegraphierte er nach
Berlin: „Ich preise Gott für seine Gnade. Der Gouverneur soll