Politische Skandallitteratur.
noch 5000 Gulden hinzufügte, hat nichts erzweckt, ja der bairische
Bundestagsgesandte von Mieg, der früher zu Anspach (so) Regierungs—
präsident gewesen war, ward nach Wien zum Fürsten Metternich be⸗
rufen, nahm alle () Hauser'n betreffenden Akten mit und diese Akten
kamen nie () wieder nach Anspach zurück. Aus diesem Umstande
ward die Anklage, die sich in der öffentlichen Meinung festrüttelte,
formulirt, daß C. H. ein Opfer der Diplomatie des östreichischen
Talleyrand geworden sei.“ 4) „Welcker äußerte, als ihn Buch—
händler Campe in Hamburg (Vehses Verleger) fragte, was an dieser
Schrift (Seilers) sei, indem er die Achseln zusammenzog, nach einigem
Besinnen: Zwei Drittheile Wahrheit, ein Drittheil Roman.“ 5) „Pro⸗
fessor Mittermaier in Heidelberg erklärte nach Feuerbach's Tode, er
werde statt dessen weiter nach Enthüllung der Wahrheit streben, habe
aber aus Carlsruhe Winke erhalten und so sei seine Thätigkeit ge⸗
lähmt worden.“ 6) „Auch Lord Stanhope erklärte — er sei bald
nach dem Tode Hauser's in Carlsruhe auf eine andere Ansicht ge⸗
bracht worden, und ließ in der Carlsruher Zeitung erklären: er halte
nach genaueren eingezogenen Erkundigungen C. H. für einen elenden
Betrüger.“ Die Lügen Nr. 4-6 scheinen auf Rechnung des Hof⸗
rats Welcker zu kommen, eines neuen Hauserianers, dessen Glaubens—
thaten sein Apostel Kolb verzeichnet hat (vergl. Mittelstädt 1876
S. 88 und die folgenden). Weder die Amme Josepha Schindler
geb. Haas (f 1864) noch „Frau Hepp, geborene Schleimer,“ noch
sogar Georg Feins „Gräfin Benzel-Sternau“ können uns im ge—
ringsten nervös machen, und Kolbs lieber Freund Jacoby aus Königs-
berg imponiert uns so wenig wie sein Freund Sonnemann in Frank—
furt. Dafür aber sind wir ihm aufrichtig dankbar, daß er uns aus
seinem Verkehr mit Welcker (1883 S. 15, 40) ein großes politisches
Geheimnis mit kindlicher Unbefangenheit überliefert hat. Kolb be—
richtet namlich an den angeführten Stellen: „Als der Großherzog
Ludwig (1830) gestorben war, beriethen sich badische Abgeordnete
angelegentlich, ob es ihr Gewissen zulasse, dem Prinzen Leopold zu
huldigen, da in der Person des Kaspar Hauser aller Wahrscheinlich—
keit nach ein Sohn des Großherzogs Karl lebe.“ Den 30. August
1857 erzählte Welcker in unbedingt zuverlässigem Freundeskreise in
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