Volltext: Mittelfrankens Burgen und Herrensitze

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würdigkeit der Kirche ist das berühmte Sebaldusgrab. 
Wir haben bereits Gelegenheit genommen, zu bemerken, 
dass über die Person des heil. Sebald nichts Sicheres 
bekannt ist. Er soll ein Einsiedler dieser Gegend, nach 
Anderen (so auch in der Canonisationsbulle) ein dänischer 
Prinz gewesen sein und im achten, neunten oder 
zehnten Jahrhundert gelebt haben; nachweislich (nach 
dem Zeugnisse des Lambert von Aschaffenburg) 
wurde er schon 1072 als nürnberger Heiliger wegen sei- 
ner Wunder in Deutschland und Frankreich verehrt. Lam- 
bert sagt ad annum 1072: Clara et celebris valde his 
temporibus per Gallias erat memoria Sancti Sebaldi 
in Nurnberg. Canonisirt wurde Sct. Sebald von Gre- 
gor XI. 1370. Die Reste seiner Gebeine, ohne die Hirn- 
schale, befinden sich in zwei kleinen Kästen, wovon je- 
der zwei Päckchen Knochen, der eine 18, der andere 91 
Stücke enthält. Diese wurden 1397 in einen hölzernen, 
mit Silberblech überzogenen Sarg gelegt, der 1506 und 
1628 erneuert wurde. Jährlich am Sct. Sebaldusfest (19. 
August) trugen die obersten Rathsherren diesen Sarg in 
Procession, und Leute, welche sich von einer Krankheit 
befreien wollten, schlüpften sodann unter dem Sarge 
durch. Die Veranlassung zu dem weltberühmten Säulen- 
gehäuse von Erzguss über dem Grab gab der bereits ge- 
nannte Kirchenmeister von Sct. Sebald, Sebald Schreyer. 
Er veranstaltete 1507 eine Sammlung von Beiträgen zu 
diesem Zweck, und Peter Vischer begann mit seinen 
fünf Söhnen, die sämmtlich mit ihren Familien bei ih- 
rem Vater im Katharinengraben wohnten und mit ihm 
arbeiteten, dieses sein berühmtestes Werk im Jahr 1508: 
elf Jahre arbeitete er daran, 1519, 19. Juli war es voll- 
endet. Der Meister, welchem das Metall geliefert wurde, 
erhielt seine Bezahlung nach Zentnern, für den Zentner 
20 Gulden; da das Ganze 120 Zentner 14 Pfund wiegt, 
so machte sein Arbeitslohn im Ganzen 2402 Gulden. 
Eine nähere Beschreibung dieses Kunstwerkes würde hier 
zu viel Raum beanspruchen. Das Ganze bildet eine Art 
Tempel, 15 Fuss hoch, 8 Fuss 7 Zoll lang, 4 Fuss 8 Zoll 
breit. Aus einem mit kleinen Figuren reich verzierten 
Fusse, welcher auf 12 Schnecken und 4 Delphinen ruht, 
steigen acht Säulen empor, welche ein mit drei durch- 
hrochenen Thürmehen verziertes Dach tragen: auf dem
	        
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