— 1604 —
ausgezeichnetste, plattenförmige Spaltbarkeit, gleichmässiges Gefüge und
Feinkörnigkeit hervorragend, Eigenschaften, welche diesem Kalkschiefer das
Monopol für die Verwendung zu lithographischen Zwecken sichern. Es
ist daher natürlich, dass sich eine rege Industrie zur Gewinnung dieser
Schiefer gebildet hat, und eigenartig ist das Bild, welches sich dem aus
dem tief eingeschnittenen Altmühlthale emporsteigenden Wanderer beim
Austritte aus dem herrlichen Buchenwalde in die auf dem Bergplateau ge-
legenen Brüche bietet. Stundenlang kann man durch dieselben wandern,
bald von tiefster Einsamkeit, bald von dem geschäftigen Treiben hunderter
von Arbeitern umgeben: im Ganzen sind über 1100 Arbeiter in Solenhofen
allein und Langenaltheim mit der Gewinnung dieser Steine, teils im Bruche,
teils mit dem Schleifen beschäftigt, während weitere 5—700 Menschen dem
Brechen gewöhnlicher Platten und Steine zu Bauzwecken obliegen, von
Jenen namentlich die Bodenplatten in weite Ferne exportiert werden, Die
wertvollsten Steine zu lithographischen Zwecken sind die blaugrauen und
einzelne besonders grosse Exemplare, wie man sie in den Schleifereien zum
Export nach Amerika bestimmt, stehen sieht, haben einen Wert von
6—800 Mark.
Von 15 Ausstellern waren die Produkte der Solenhofer Schiefer, wie
sie als Boden-, Tisch-, Dach-Belegplatten, lithographische Steine u. s. W.
den Gegenstand eines regen Handels bilden, zur Ausstellung gebracht, und
ist darunter die Firma Fischer und Kluge in Langenaltheim die einzige,
welche mit Dampfkraft betriebene Sägen und Hobelmaschinen verwendet,
während alle übrigen sich nur der Handarbeit bedienen. In sehr schönen
Exemplaren fand sich eine Zusammenstellung der im Solenhofer Schiefer
vorkommenden, so berühmten Pflanzen- und Tierreste, welche demselben
einen hohen wissenschaftlichen Wert und Ruf gaben, so u. A. schöne
Exemplare von Libellen, Fischen, Krebsen, Dactylusarten u. s. w.; auch
lie zarten dendritischen Zeichnungen organischen Ursprungs, und den Solen-
hofer Steinen eigentümlich, waren in schöner Weise in vielen der ausge-
stellten Exemplare zu bewundern.
Bei den zahlreichen Brüchen, welche zur Kalkgewinnung in Bayern
vorhanden, bei der Mannigfaltigkeit der Verwendungszwecke, zu welchen
gebrannter Kalk nötig ist, ist es selbstverständlich, dass das Kalkbrennen
ein allenthalben gepflegtes Gewerbe ist, teils in eigenen Oefen, teils in
den Ziegelöfen, und in der Neuzeit in grossartigen Anlagen mit kontinuier-
lichem Betriebe stattfindet. Solche Anlagen bestehen in der Wunsiedler
Gegend im Urkalk, zu Hartmannshof im Pegnitzthale und zu Walhalla-
strasse im Donauthale zur Verwertung der Kalke aus den unteren Jura-
schichten, von welchen jedoch nur letztere durch Funk in Regensburg ver
treten waren.
Engelhard und Cie. in Aschaffenburg brachte den wertvollen schwarzen
Zechsteinkalk der dortigen Gegend zur Ausstellung, welcher in Folge sei-