Graf Carl Brühl Hat ficherlih den Humor verjtanden, mit dem
Goethe die allerleny Thiergeftalten einführte und „walten“ ließ. €
walten auch folche, die fichH in ihrem Winterfhlafe nicht gerne ftören
lafjen, und die muß man eben ungeftört einfrieren Iaffen. Und Graf
Brühl, der ein feines Männden war, Hat fiQherlich auch die Ironie
zmpfunben, mit der Goethe fi felbft im Prolog, der alten flotten Zeit
gedenkend, al8 „ein Frommer neuerer Zeit“ geberdet, Diefer Prolog
Ioll nun, in angemeffener Kürzung, unfern Cpilog abgeben. Bon der
neuen Zeit, in der e8 ihm etwa8 enge und bänglich ijt, mendet ich der
„Brolvgus“ in die Vergangenheit zurück, und, wie einfjt der „Merkur"
vom Sahre 1776, breift er zunächft die Erinnerung an die deutiche
Renaiflance.
Ein Meilterfänger (al®8 Proloaus, tritt auf.)
Den DeutfdhHen gefhah gar viel zu lieb:
8 man eintaufend fünfhundert fHrieb,
Ergab fig mandhes zu Nußg und Ehren,
Daß wir daran noch immer zehren.
Und wer e8 einzeln fagen wollte,
Gar wenig Dank verdienen follte,
Da fich’3, dem Baterland zu lieb,
Schon tief in SGeijlt und Herzen fOHrieb.
DochH weil auf unjern deutjHen Bühnen
Man preift ein Löblidhes Erfühnen,
Und man bi8 auf den neuften Zag
NochH gern waz Altes jMHauen mag,
So führen wir vor Aug’ und Ohr
Such heut einen alten Dihter vor.
Derfelbe war nach feiner Art
Mit foviel Tugenden gepaart,
Daß er bi8 auf den Heut’gen Zag
Noch fürn Poeten gelten mag,
Xo deren dochH unzählig viel
MNMerderhben einer des andern Spiel.