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Lessings Ermordung
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„vorzüglich aber beobachten Sie ein tiefes Stillschweigen über Kaspar
Hauser“. Da schlug die Wünschelrute zum zweitenmal bei Hennen—
hofer an! Des Mannes Thätigkeitstrieb wurde auf Mahlberg von
der Langeweile geplagt, und so kam seine Muse auf den Zeitvertreib,
mit Hülfe des genannten Apothekers die harmlosen in der Schweiz
lebenden politischen Flüchtlinge auszukundschaften. Als im November
1835 der Student E. L. Lessing, angeblich ein preußischer Spion,
in dem Sihlhölzchen bei Zürich ermordet worden war, sind Briefe
Hennenhofers an Sayler, aus dem Zeitraum vom 31. Oktober 1834
bis zum 5. Dezember 1835, gerichtlich mit Beschlag belegt worden.)
Die „bemerkenswerte Stelle“ über K. H. enthalten sie selbstverständ—
lich nicht. Wohl sagte der Student Viktor Bohrer aus, daß man
Sayler allenthalben für einen Spion hielt, und daß derselbe ihm
— „meistens aber in betrunkenem Zustande — offenbarte, er (Sayler)
sei in die Geschichte des K. H. genau verwickelt.“ Er selbst depo—
nierte am 18. Dez. 1835 vor dem Kriminalgericht in Zürich, daß
„Garnier die K. Hausersche Geschichte wieder aufs Tapet gebracht,
nur viel stärker aufgetragen und hauptsächlich auf diejenigen An—
gaben gestützt, die ich () dem Garnier gemacht.“
In Bayern hatte man durch die falsche Anzeige Kenntnis von
der harmlosen Korrespondenz erhalten, und so wurde der Regierungs—
rat von Braunmühl?) in ganz geheimer Misfsion in die Schweiz
zeschickt. um nachzuforschen. Der Kostenrechnung zufolge führte die
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i) Des Pudels Kern enthält die Stelle: „Namentlich wäre es mir lieb zu
wissen, wo sich jetzt von den Flüchtlingen Peters, Steinmetz, Lüning, Lessing, Kombst
und Bouterweck aufhalten.“ Schauberg (1837 zweites Beilagenheft, Beiträge zur
Geschichte Kaspar Hausers), Seiler (1840 S. 159-202, 1845 S. 135—-67: Zur
Charakteristik Hennenhofers) und Kolb 1859 (S. 57: Verhalten eines Majors
Hennenhofer, S. 69: Authentische gerichtliche Aktenstücke) haben vergeblich versucht,
mit Hülfe der Druckkunst Hauseriana aus den Briefen herauszupressen. Ich habe
nicht allein die fettgedruckten tendenziösen Auszüge, sondern alle Briefe vollständig
gelesen, sie enthalten aber nicht einen einzigen, Hennenhofer nach der Richtung hin
belastenden Buchstaben. Kolbs Freund Fein (1883 S. 9) hat den Mörder gekannt.
2) Wie Hofmann den 2. Februar 1834 an Klüber schrieb, war Braunmühl
Referent in der Hauser-Sache beim Ministerium des Innern!
v. d. Linde. Kaspar Hauser. II.