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Herzens Weh, und ihre Lust ist nicht des Herzens
Lust; sie ist ein wilder Taumel der Sinne.
Und wenn Du wohl komische Gedichte Grübels,
doch kein anstößiges gefunden haben wirst, dann lese
das Gedicht: „An meine Zither“, das „An den Mai“,
das, betitelt: „Alte Liebe rostet nicht“; lese den „Käfer“,
die „Veränderung der Zeiten“, in welcher er sagt:
„Jeder glabt, ner er mouß trog'n,
Su viel trökt ka Mensch als er!
Wüßt' Du's ner, wos andri Mensch'n klog'n,
Tausend sen, döi trog'n doppelt schwer!“
„Und wenn in der Läng' der Zeit'n,
Werd des Härt'st amoal vergess'n sei,
G'wohnt mer's halt ah su von Weit'n,
Und lernt si geduldi geb'n drei.“
Und in jedem der Bezeichneten spricht sich ein
Leben aus, dem nicht der Rosen, doch wohl der Dornen
viele geworden, solcher, die nach Innen graben, —
verborgene Wunden aber sind ja die gefährlichsten!
Grübel genoß Ehre und Auszeichnung; er war
Gewerbsvorgeher, Stadt- und Rathflaschner und in
den letzten Jahren seines Lebens Mitglied des „Peg—
nesischen Blumenordens“ — äußerer Glanz deckt oft
ein krankes Herz. Und aus diesem Grunde halte ich
nicht für zu viel gewagt, dem steinalten Pfründner
von St. Sebastian, den ich vor einigen Jahren im
„Riesenschritte“, dem Wirthshause in der Nähe des
Johanniskirchhofs, getroffen, ein gläubiges Ohr ge—
liehen zu haben.
Ich war von dem Besuche des Grabes Nr. 200
zurückgekehrt und erzählte hiervon diesem Greise. So
kamen wir auf Grübel zu sprechen. Er hatte, wohl