ala
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Dürftig ift daher leider noch die Kunde vom deutiden
Meiftergefang, doch find feine Quellen an und für ich
feineswegs {pärlidh; Das meifte jhlummert nur hand:
fhriftliH nod in den Archiven. Die Meifterfinger
wußten den Befig der Gandjhriften wohl zu |Hägen ;
Hans Sachs zählte almählidH 16 Bände, die er mit
von ihm gebidteten Meiftergefängen ausgefüllt hatte.
Die in den Singfhulen vorgefragenen Lieder wurden
Gemeingut aller „Sefellfdhafter,“ und mandjer legte fidh
ein Liederbuch an, in das er mit eigener Hand die
SGefänge eintrug. Aus den Vorreden der HandjcHriften
Hans Sachfens lernen wir die Namen mehreren Meifter-
finger fennen, welde die Bücher mit „maiftergefang
verJamelt“ haben. Schon 1549 fArieb Georg Widram
für die Singfhule zu Kolmar Lieder aus einem Gejang:
buche ab.
Andere Schreiber waren Georg Frey, Valentin
Wildnauer, Jörg Bauttenpacher, Seorg Hager. Aus
Seorg Hagers Handjchriften erfahren wir, wie man
durch das Wandern der Handwerkshur]hen eine Ver:
bindung zwijdhen den verfchiedenen Sing|Hulen erhielt,
und wie die Meifterfinger „mit Müh und Unkoft“ ihre
Liederfammlungen bereidherten. Die | Vorrede zu Barthel
Webers Meijtergejangbuch!) lautet: „Aus funder Lieb
vnd gut der Lobidhen kunft des meiftergefangs Habe id
artl Weber, {Hloffergejel dis puch mit meiftergefang
mit meinen Koften, fleis und müe verfamelt zum theil
mit newen gebichten, fo ich zumb teil verlegt, auch von
anderen gefehen, erfkauft fambt gemeinen paren durch
Hans Sachfen mit aigner hand gefryben afjen,
weldder auch alle par hirin (wenig ausgenumen) ge
didtet hat, nemlid vil {Hener geiftlidhe par aus altem
2) 68 find 45 Meifter in Dielen Band mit 919 Liedern
vertreten.