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Eine eingehende und anschauliche Schilderung aus der Feder
des Schriftstellers Alfred Holzbock lieferte die illustrierte
Wochenschrift „Bühne und Leben“, aus der einzelne bemerkens—
werte Stellen mitzuteilen wir uns nicht versagen können.
Der Bericht beginnt:
„Ein Fest, wie es in dieser großartigen Ausdehnung
und Pracht wohl noch niemals dem Andenken eines Dichters
geweiht war, wurde soeben in Nürnberg gefeiert. Man wird
in der Literaturgeschichte vergebens nach einem Beispiele suchen.
Es sind 400 Jahre seit der Geburt Hans Sachs' vergangen
und alle diese Jahrhunderte haben nicht vermocht, die Erinnerung
an eine der merkwürdigsten dichterischen Erscheinungen aus der
Reformationszeit zu verwischen“ ...
Und weiter:
„Die Stadt Nürnberg hat die Pflicht erkannt, die es
seinem Sohne schuldet. Sie war bemüht, diese Verpflichtung
durch die Veranstaltungen in großem Stile angelegter dekorativer
und künstlerischer Festlichkeiten zu erfüllen. Nur eine Stadt
von Nürnbergs architektonischer Eigenart, in welcher der Geist
des Alten sich mit dem Sinne für das Neue offenbart, in der
Zeugen einer vergangenen Kunst und Literatur-Epoche in eine
neue Welt, in die Jetztzeit hineinragen, konnte Feste dieses
Charakters zu Stande bringen. Schon der äußere Rahmen,
den Nürnberg während der Festtage gewährte, wich so ganz
und gar ab von dem Eindruck, den sonst die Ausschmückung
sogenannter Feststädte hervorzurufen pflegt. Die Jahrhunderte
alten Stätten schmückte frisches Grün, eine sinnreiche Ver—
einigung von alter und junger Zeit. An allen Straßen, in
allen Gassen, in denen alte trauliche Bauten sich erheben,
wehten bunte Banner, rankten Guirlanden sich um die ehr—
würdigen Façaden; selbst die Gotteshäuser, die Frauenkirche,
die Lorenzerkirche, die Sebalduskirche, alle jene großartigen
kirchlichen Monumentalbauten, die vom Glanz einer vergangenen
Kunstveriode zu uns sprechen, hatten Fahnen und Blumen-“