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Zwietracht das Schlangenhaupt. Unhaltbar wurden alle
Zustände, Alles drängte zur Auflösung des Bundes und
Verwerthung des vielumstrittenen Steines allen Anstoßes,
des alten Ganerbenschlosses Rothenberg. Sorgfältig geheim
gepflogene Verhandlungen führten endlich zum Verkaufe von
Herrschaft und Veste Rothenberg an Kurbayern. Es war
im Jahre 1662, der Kaufschilling wurde auf 200 000 Gulden
festgesetzt; es waren zwei Zahlfristen bestimmt: die Hälfte
sogleich, der Rest im darauffolgenden Jahre. Nun wurde
zwar die erste Rate pünktlich abgeliefert, die zweite blieb in
bedauerlichem Rückstande; erst fünf Jahre später erfolgte
eine Zahlung von 66 000 Gulden mit der kategorischen Ver—
lautbarung: „Die noch fehlende Summe von 34 000 Gulden
werde nicht abgetragen werden.“ In der That that man sich
damals hinsichtlich des Schuldenzahlens und Verpflichtungs—
lösens ungemein leicht, böse Vorbilder indeß waren schon
vorhanden, und es sollte solch' pflichtwidriges Betragen
schlimme Frucht tragen.
Interessant ist der Inhalt und die Fassung des letzten
Ganerben-Lehensbriefes seitens Kurbayerns. Derselbe, vom
Kurfürsten Ferdinand Maria (zu Bayern) an Rudolf von
Bünau über seinen Erbtheil am Rothenberg 1676 aus—
gefertigt, lautet wörtlich: „Von Gottes Gnaden wir Ferdinand
Maria, in Ober- und Niederbayern, auch der Oberpfalz
Herzog, Pfalzgraf bei Rhein, des heiligen Römischen Reiches
Erbtruchseß und Kurfürst, Landgraf zu Leuthenberg — —
bekennen und thuen Kund, mit dem Brief, daß Wir Unseren
Lieben Getreuen Rudolf von Bünau als einen Ganerben
von Rothenberg, sein Theil an dem Schloß, das die
Ganerben zu Rothenberg etwan bei Lebzeiten des Auch
Durchlauchtigen Hochgeborenen Philipp, Pfalzgraf und
Kurfürsten Hochfürstlichen Gedächtnusses zum halben und
nun zum ganzen Theil erkauft und an sich gebracht, also
und dergestalten zu Lehen gnädigst verliehen haben, daß
nach dem mit Uns getroffenen Kauf und darauf anno 1663
gegen erlegten ersten Kaufschilling Uns mit dem dominio
utile wirklich abgetretener Hälfte an solchem Schloß zu