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dem einen Hieronymus Schurff“, so können wir annehmen,
daß dieser Jurist, der damals als „baccalaureus arcium“
nach Wittenberg berufen war, um über des Aristoteles
Cogik in via Scoti und dessen Bücher e οανοα und
éο Vαοιιον, welch' letzteres allerdings nicht aristotelischen
Ursprungs ist, zu lesen, gleichfalls dem Linckschen Freundes—
kreise angehörte äe).
Man hat bisher vermutet, daß Staupitz schon
damals Wenzel kennen und beachten gelernt habe *8), Ich
glaube, daß man bei Vergegenwärtigung des beiderseitigen
Verhältnisses darüber nicht im Fweifel sein kann. Wenngleich
Staupitz in jener Zeit durch die große Aufgabe, die er in
Bezug auf die Erweiterung der Congregation von Proles
ererbt hatte, meist von Wittenberg fern gehalten wurde,
so nahm er doch ein zu entscheidendes Interesse au den
promovierenden Augustinern, als daß er nicht genau über
die doch immerhin in geringer Zahl zum akademischen
Lehramte sich heranbildenden Ordensbrüder hätte unterrichtet
sein sollen. Dazu kam Lincks enge Freundschaft mit dem
Neffen des Staupitz, den dieser von Anfang an seiner eigenen
Obhut durch die sofortige Heranziehung an die wittenberger
Hochschule unterstellt hatte, und die besondere Beachtung,
die der Vikar dem colditzer Stadtkind als seinem direkten
Landsmann vielleicht entgegen bringen mochte. Auch nach
diesen Jahren weilte Staupitz die wenigste Seit in Wittenberg,
ja nahm von 1512 an seinen ständigen Aufenthalt in Süd—
deutschland, und doch wußte er bereits 1516 Linck in dem
Grade zu schätzen, daß er ihn zu sich berief, um ihn zu
seinem Nachfolger heranzubilden. Dies alles läßt auf eine
lange Kenntnis des Charakters und der Eigenschaften des