Objekt: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 57

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„Gotthold Weber, hat es wirklich keinen kleinen 
Sonnenblick in Ihrem traurigen Leben gegeben?“ 
Rottmanns Stimme klang ergriffen. „Was müssen 
Sie noch kämpfen, um endlich Ihr Teilchen Glück 
fich zu erringen.“ 
„Glück — ich!“ stöhnte Weber, und Tränen 
stürzten ihm aus den Augen. „Für mich gibt's 
nur noch eines.“ 
„Nein — für Sie gibt es ernstliches Wollen. 
Es wird Zeit, Gotthold Weber, daß Sie Ihre Kraft 
betätigen, Ihre Persönlichkeit einsetzen!“ 
„Kraft — Persönlichkeit — ich?“ 
„Ach, das gibt sich bald in guter Pflege. Hier 
schreib' ich Ihnen einen Ausweis, damit gehen Sie 
hinein in die Stadt, zum Spital. Dort wird in 
ein paar Tagen aus Ihnen wieder ein brauchbarer 
Mensch gemacht. Ich komme morgen, und wir 
überlegen noch einmal einen neuen Anlauf. Aber 
Sie müssen es selbst bedenken.“ 
Gotthold Weber sah aus den tränen— 
strömenden Augen auf Rottmann, der mit eiliger 
Feder den versprochenen Ausweis schrieb. 
Mit zitternder Hand griff er danach, als Rott— 
mann ihm das Poapier reichte. 
„Ich behielte Sie gerne, aber die Kinder 
dürfen Sie so nicht sehen. Also noch einmal, Gott—⸗ 
hold Weber, denken Sie selbst nach, wie ich Ihnen 
helfen kann, dann will ich es tun.“ 
Wankend, überwältigt verließ der Herunter— 
gekommene das Haus. 
Rottmann saß stumm mit den Seinen am 
Tisch, und nach dem Essen ging er lange im dunklen 
Garten auf und ab. Er überlegte, wie er dem 
Unglücklichen für immer helfen könnte. Sebastian
	        
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