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Hans Sachs.
Ja, wenn er's kann, mag er's thun. Darum sag' ich
doch frei heraus, wie mir's um's Herze ist. Die Meistersing—
schule muß anders werden. Das böse Thier, der Neid, der
den schönen Garten verwüstet, muß hinaus. Sitte, Ordnung
und rechte Frömmigkeit müssen die Oberhand haben, nicht aber
die neidischen Gesellen, die allem Guten Feind sind. Ist's doch
vor zwei Wochen in der Lorenzer Poetenschule wieder zur
Rauferei gekommen und der Rath wird sie uns noch ganz
entziehen.
Bastian
(ist mit dem Weinkrug zurückgekommen und reicht ihn Kunigunde, die
zwei Gläser daraus füllt. Bastian ist sogleich wieder an feinen Platz
geeilt und ißt hastig weiter.)
Hans Sachs.
Ja, Kunigunde, was seh ich, hast Wein in der Kandel
holen lassen? Das ist wieder schön von dir. (Er steht auf.)
Seht, Meister Nunnenbeck, wenn sie auch manchmal' grandig
ist und brummt, wo's drauf ankommt, da ist sie doch gar gut
und verständig.
Sie ist mein Paradeis theuer,
Dabei mein tägliches Fegfeuer,
Sie ist mein' Fried' und Einigkeit,
Dabei mein täglicher Hebestreit.
Kunigunde
(Hat beiden die Gläser gereicht). Na, hör' auf und trink mal da—
zwischen. Und ihr, Meister Nunnenbeck, ihr, als sein Lehrer,
müßt im Hause meines Hans besonders geehrt werden. Gott
gesegne's euch.
Hans Sachs
(in der einen Hand das Glas, schlägt den andern Arm um ihre Schulter).
Seht, Nunnenbeck, so ist fie, wie nun mal die Weiber sind,
und diese ganz besonders:
Sie ist mein' Tugend und mein Laster,
Sie ist mein' Wund' und auch mein' Pflaster.