153 —
liess den guten Ruf des Thurnauer Geschirrs als berechtigt erscheinen.
Dagegen beleidigen bei beiden Ausstellern die Rohheit der Form aller aus:
gestellten Fabrikate; da war auch nur von dem Ileisesten Streben, neben
den Rücksichten auf Dauerhaftigkeit auch eine gewisse Gefälligkeit in der
äusseren Gestaltung zu pflegen, nicht eine Spur zu entdecken und der An
satz, wie die völlige Schmucklosigkeit der Henkel, Knöpfe u. s. w. er-
innerte an das graueste Altertum. Mögen die Thurnauer Töpfermeister
sich bei dem bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg Rats erholen, was
zu thun ist, um ihren Fabrikaten ausser der dauerhaften Qualität auch
den Reiz der schönen Gestaltung zu geben und mögen sie bei einzelnen
Ausstellern von Steingut und Porzellan gelernt haben, wo es bei ihnen
darin fehlt !
Von Steinzeuggeschirren mit Salzglasur waren 3 Aussteller vertreten
von denen jedoch nur 2 erwähnenswert sind, Fr. Thenn in Regensburg und
Hauber und Reuther in Freising. Beide halten sich so ziemlich die Wage
sowohl bezüglich der Form der zur Ausstellung gebrachten, meist aus Trink:
geschirren bestehenden Produkte, als bezüglich der Fortschritte auf dem
so schwierigen Gebiete der Anwendung lebhafter und entschiedener Farben
unter der Salzglasır. Beiden Ausstellern lässt sich nur von Herzen wei-
teres Gedeihen und in Verfolgung ihres‘ schwierigen Weges die bisherige
Ausdauer wünschen.
ce. Thonöfen und Majolikageschirre.
Ein reizendes, farbiges Gebiet öffnet sich uns mit dem Eintritt in
diese Abteilung der Thonwarenindustrie; zwar hatte sich namentlich in
Südbayern immer eine gewisse Anhänglichkeit an den alten heimeligen
Kachelofen erhalten, auch war in Nürnberg die schon seit dem Ende des
fünfzehnten Jahrhunderts betriebene Fabrikation farbiger Thonöfen nie ver.
loren gegangen: allein einer grösseren Rücksicht erfreut sich der Thonofen
doch erst wieder seit der Neuzeit, wie dies die von 14 Ausstellern zur An
schauung gebrachte Sammlung von Oefen jeder Art und Farbe zur Genüge
zeigte. Leider gehörten die ausgestellten Exemplare meist zu der nur den
Wohlbemittelten zugänglichen Gattung, denn 500— 1000 Mark kann der
Durchschnittsmensch für einen Zimmerofen nicht wohl ausgeben: es wäre
daher wünschenswert gewesen, an der Seite der ausgestellten Prachtöfen auch
den einfacheren Genossen zu sehen, der auch in dem weniger stylvoll ein
gerichteten Bürgerhause Platz finden kann:
Unter den ausgestellten Oefen ragte vor Allem die von Hausleiter in
Nürnberg gebrachte Sammlung schon durch die Anzahl der Stücke und den
Formenreichtum hervor: nicht minder aber entzückte das Auge neben dem
stylgerechten Aufbau das harmonische Zusammenstimmen und der warme
Ton der Farben. Allerdings gestattet das verwendete Material die An:
wendung eines geringeren Hitzgrades beim Brande der Kacheln und damit
einen reicheren Farbenschmelz und weichere Glasuren; auch erleichtern die