Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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liess den guten Ruf des Thurnauer Geschirrs als berechtigt erscheinen. 
Dagegen beleidigen bei beiden Ausstellern die Rohheit der Form aller aus: 
gestellten Fabrikate; da war auch nur von dem Ileisesten Streben, neben 
den Rücksichten auf Dauerhaftigkeit auch eine gewisse Gefälligkeit in der 
äusseren Gestaltung zu pflegen, nicht eine Spur zu entdecken und der An 
satz, wie die völlige Schmucklosigkeit der Henkel, Knöpfe u. s. w. er- 
innerte an das graueste Altertum. Mögen die Thurnauer Töpfermeister 
sich bei dem bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg Rats erholen, was 
zu thun ist, um ihren Fabrikaten ausser der dauerhaften Qualität auch 
den Reiz der schönen Gestaltung zu geben und mögen sie bei einzelnen 
Ausstellern von Steingut und Porzellan gelernt haben, wo es bei ihnen 
darin fehlt ! 
Von Steinzeuggeschirren mit Salzglasur waren 3 Aussteller vertreten 
von denen jedoch nur 2 erwähnenswert sind, Fr. Thenn in Regensburg und 
Hauber und Reuther in Freising. Beide halten sich so ziemlich die Wage 
sowohl bezüglich der Form der zur Ausstellung gebrachten, meist aus Trink: 
geschirren bestehenden Produkte, als bezüglich der Fortschritte auf dem 
so schwierigen Gebiete der Anwendung lebhafter und entschiedener Farben 
unter der Salzglasır. Beiden Ausstellern lässt sich nur von Herzen wei- 
teres Gedeihen und in Verfolgung ihres‘ schwierigen Weges die bisherige 
Ausdauer wünschen. 
ce. Thonöfen und Majolikageschirre. 
Ein reizendes, farbiges Gebiet öffnet sich uns mit dem Eintritt in 
diese Abteilung der Thonwarenindustrie; zwar hatte sich namentlich in 
Südbayern immer eine gewisse Anhänglichkeit an den alten heimeligen 
Kachelofen erhalten, auch war in Nürnberg die schon seit dem Ende des 
fünfzehnten Jahrhunderts betriebene Fabrikation farbiger Thonöfen nie ver. 
loren gegangen: allein einer grösseren Rücksicht erfreut sich der Thonofen 
doch erst wieder seit der Neuzeit, wie dies die von 14 Ausstellern zur An 
schauung gebrachte Sammlung von Oefen jeder Art und Farbe zur Genüge 
zeigte. Leider gehörten die ausgestellten Exemplare meist zu der nur den 
Wohlbemittelten zugänglichen Gattung, denn 500— 1000 Mark kann der 
Durchschnittsmensch für einen Zimmerofen nicht wohl ausgeben: es wäre 
daher wünschenswert gewesen, an der Seite der ausgestellten Prachtöfen auch 
den einfacheren Genossen zu sehen, der auch in dem weniger stylvoll ein 
gerichteten Bürgerhause Platz finden kann: 
Unter den ausgestellten Oefen ragte vor Allem die von Hausleiter in 
Nürnberg gebrachte Sammlung schon durch die Anzahl der Stücke und den 
Formenreichtum hervor: nicht minder aber entzückte das Auge neben dem 
stylgerechten Aufbau das harmonische Zusammenstimmen und der warme 
Ton der Farben. Allerdings gestattet das verwendete Material die An: 
wendung eines geringeren Hitzgrades beim Brande der Kacheln und damit 
einen reicheren Farbenschmelz und weichere Glasuren; auch erleichtern die
	        
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