Metadaten: Drei Fastnachtspiele

Hans Sachs Leben und Werke. 5 
Die Heilige Schrift, theologische Traktate aller Art, die römi⸗ 
schen und griechischen Schriftsteller, soweit sie damals ver— 
deutscht waren, italienische Novellen und deutsche Schwank— 
bücher, Chroniken, Reisebeschreibungen u. s. w. wurden von 
Sachs gelesen und benutzt. Die Zahl seiner größern und klei— 
nern Schöpfungen wuchs daher mit jedem Jahr; er selbst führte 
darüber sorgfältig Buch. 1560 starb seine Frau; bereits nach 
anderthalb Jahren schloß der greise, aber noch rüstige Sachs 
eine zweite Ehe mit der jugendlichen Barbara Hascher, deren 
Reize er im Stil der früher von ihm selbst angegriffenen und 
verspotteten Liebesdichter treuherzig pries. Die Pest des Jahres 
1562 beschränkte ihn auf sein Haus, ließ ihn geistliche Lieder 
dichten und regte daneben seine dramatische Produktionskraft 
an, da er seine gebeugten Mitbürger zu zerstreuen und zu er⸗ 
heitern wünschte. Die durch ein Gedicht des Görlitzer Mei— 
stersingers Puschmann entstandene Sage, daß Sachs im Alter 
geistesschwach und kindisch geworden sei, scheint ohne Begrün— 
dung; wenigstens fuhr er bis kurz vor seinem Tode fort, zu 
dichten. 1567 zählte er 4275 Meisterschulgedichte, 1700 Er⸗ 
zählungen, Schwänke ꝛc. und 208 dramatische Dichtungen zu— 
sammen. 1558 hatte er begonnen, eine Folio-Ausgabe seiner 
Dichtungen zu veranstalten, von der 1560 der zweite, 1561 der 
dritte Band hervortraten, während nach seinem Tode noch zwei 
weitere Bände, verschiedene Neudrucke und Nachdrucke er⸗ 
schienen, welche die Geltung des Dichters in seiner Zeit un⸗ 
zweifelhaft erweisen. Als er am 19. Januar 1576 starb, zeigte 
sich der Rat von Nürnberg vor allen Dingen besorgt, den litte⸗ 
rarischen Nachlaß des poetischen Schuhmachers auf etwa be— 
denkliche Handschriften hin prüfen zu lassen. 
Wenige Jahrzehnte danach begann das „gelehrte“ Zeitalter 
der deutschen Dichtung, welches für die Vorzüge und Eigen— 
art des schlichten Mannes kein Verständnis hatte, ihn verach⸗ 
tete, weil er ein „ungelehrter“ Schuster gewesen war. Erst am 
Ende des 18. Jahrhunderts, in der Sturm- und Drangperiode, 
begann man Hans Sachs wieder besser zu würdigen; man ge⸗ 
langte zur völligen Einsicht in seine große Bedeutung, ja ge⸗ 
legentlich zu einer gewissen Überschätzung. Die naive Frische, 
Treuherzigkeit, lebendige Beweglichkeit und witzige Schalkhaf⸗ 
tigkeit, die sprachgewaltige Vortragskunst des Nürnbergers 
können allerdings kaum zu hoch angeschlagen werden; viele
	        
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