Denkwürdige Vorfälle
am 6. Juni wurden die Berichte über die Stellenvermittlung, der Kommission zur Privat—
heamtenversicherung, der Kommission zur Behandlung der Privatschulfrage, der Kommission
für den naturwissenschaftlichen Unterricht und der Kommission zur Bekämpfung der Schund—
literatur entgegengenommen und zum Schlusse das Thema: „Weshalb brauchen wir eine
besondere Lehrerinnenorganisation und warum muß sie alle Schulgattungen umfassen?“ be—
handelt. Während der Tagung bildete sich im Luitpoldhaus zu Nürnberg ein Verband
deutscher Fortbildungs- und Faächschullehrerinnen.
4. Juni. Massenballonaufstieg des Nürnberger Vereins für Luftschiffahrt auf dem
Gelände des städtischen Gaswerks mit fünf Freiballons.
4. und 5. Juni. Feier des 50jährigen Bestehens des katholischen Gesellenvereins
Nürnberg. Die Festlichkeiten, an denen viele auswärtige Vereine teilnahmen, fanden im
Gesellenhospiz, im Industrie- und Kulturverein und in der Rosenau statt. Gleichzeitig wurde
die Einweihung des neuerbauten Vereinshauses an der Tafelhofstraße vorgenommen.
5. Juni. Gründuug des Vereins abstinenter protestantischer Pfarrer der bayerischen
Landeskirche. Die Gründungsversammlung fand auf Einladung des Kirchenrats Haas aus
Augsburg im Vereinshaus am Sterntor statt.
b. bis 8. Juni. 16. Kirchlich-sozialer Kongreß.
Der Kongreß, zu dem zahlreiche Gäste aus allen Teilen Deutschlands hier eintrafen,
hegann am 6. Juni abends mit einem Festgottesdienst in der Egidienkirche, bei dem der
Präsident Geheimrat Professor Dr.Seeberg-Berlin die Predigt hielt. Die Hauptversammlung
fand im großen Saale des Christlichen Vereins junger Männer statt und wurde am 7. X
bormittags mit einer durch den Präsidenten des Oberkonsistoriums Dr. von Bezzel in
München gehaltenen Andacht eingeleitet. Oberbürgermeister Kgl. Geheimer Rat Dr. von
Schuh begrüßte im Namen der Stadt Nürnberg die Teilnehmer der Tagung. Hierauf
sprach Universitätsprofessor Dr. Hunzinger-Erlangen über das Hauptthema: „Theologie
ind Kirche“. Nachmittags fand eine gemeinsame Tagung der 4. und 7. Arbeitskommission
statt, in welcher Hans Ellg er-Lüttringhausen über „Die soziale Lage der Schauspielerinnen“
berichtete. In der 3. Arbeitskommission, die durch den Lizentiaten Mumm ⸗ Berlin eröffnet
wurde, hielt Redakteur Kutschke-Elberfeld einen Vortrag über „»Staatsarbeiterverbände“.
Abends fand im Saale des Evangelischen Vereinshauses eine öffentliche Volksversammlung
statt, in der das Thema: „Heimarbeiterinnenbewegung“ behandelt wurde. Die Vorsitzende
des Verbandes der Kirchlich-sozialen Frauengruppen Frli. von Knebel-Döberitz gab eine
Geschichte der Heimarbeiterinnenbewegung und der Entstehung des Gewerkvereins der Heim—
arbeiterinnen in Berlin im Jahre 1900. Am 8. Juni vormittags fand im Saale des Ver—
einshauses christlicher junger Männer die Generalversammlung der Freien Kirchlich-sozialen
Konferenz statt. Als Vorsitzender und Vertreter der Konferenz nach außenhin wurde wieder
Generalsekretär Lizentiat Mumm und in den Gesamtvorstand Vereinsgeistlicher Wirth—
Nürnberg neu hinzugewählt. Den Geschäftsbericht gab Lizentiat Mumm. Die Jahres—
rechnung schloß mit 27700 A Einnahmen und 28 100 Ausgaben ab. Dem Verein traten
636 neue Mitglieder bei, 485 mußten aus den Mitgliederlisten gestrichen werden. Die Ge—
samtmitgliederzahl beträgt nunmehr 4015. An die Generalversammlung schloß sich die gemein—
same Tagung der l. und 6. Arbeitskommission, in der Universitätsprofessor Dr. Lezius—
Königsberg einen Vortrag über „Wahre und falsche Autorität“ hielt. Nachmittags fand
sich der Kongreß wieder im großen Saale des Christlichen Vereins junger Männer zur
2. Hauptversammlung zusammen. Hier sprach der Syndikus der Handwerkskammer Hannover
Dr. Wienbeck über „Die soziale Bedeutung des Mittelstandes“. Der Kongreß fand seinen
Abschluß mit einer großen öffentlichen Evangelisationsversammlung abends im Evangelischen
Vereinshause. Als erster Redner des Abends ergriff Pfarrer Lizentiat Pfenningsdorf—