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pflegende IJohannisfeele, die in Liebe ermärmte, wo der Glaube
gezündet Hatte,
Das SGecdächtniß an Philipp MelanchthHon Hat uns Heute
in diefem Haufe vereinigt, kheure Gemeinde. E$ war am
19. April des Jahres 1560, als der edle, fromme Reformator
im 63. Lebensjahre, umgeben von einem großen Kreife treuer
betender Freunde, und von ihnen geftärkt durch Gottes Wort,
infonderheit das 53. Capitel Jefaid und das 17. Capitel des
Evangeliums Johannis, in der ftillen Kammer zu Wittemberg
feinem legten Stündlein entgegen ging. Nach vielen (Hweren
Kämpfen, nad) bitteren Erfahrungen in Haus und Amt, feit
Luthers Heimgang fid} vereinfamt fühlend, hatte die nad) Ruhe
und Friede dürftende Seele längft das Verlangen gehabt, ab-
zufcheiden und bei Chrifto zu fein, und al$ fein Schwieger-
fohn den aus neuer Ohnmacht Erwachten jcBt fragte, ob er
noch etwas verlange, war feine Antwort: „Nichts als den
Himmel“; und auf die weitere Frage des Dr. medic. Paul
Dertel aus Windsheim: „BVeriteheft Du auch noch das Wort —
Vater in Deine Hände befehle id) meinen SGeift?“ antwors
tete er vernchmlich, objdhon mit gebrodhener Stimme: Ia!
Und darauf entfchlief er fanft und unvermerft Abends gegen
7 Ubhr, und die Sonne war im Untergehen.
Doch kehren wir von dem Scheidenden zu dem Lebenden
zurüd, und wenn wir Das, was Gott der Herr durch ihn und
in ihm der evangelifden Kirhe gefhenkt hat, zu unfrer Er.
bauung ung weiter vergegenwärtigen wollen, gründen wir
unfere Andacht auf cin Wort der heiligen Schrift, das wir
finden
2 Yimoth. 2, 7—9.
7. Der Herr aber wird Dir in allen Dingen Verftand geben.
B. Halt im Gedächtniß Jefum Chriftum, der auferftanden if
von den Todten, aus dem Samen David nach meinem Evangeliv.