vordere Fagade hatte ohngefähr denselben gothischen Styl, wie die jetzt noch zu sehende hintere
mit dem hübschen Chörchen und in diesem Theile befand sich der heute noch erhaltene nach der
ganzen Länge bis zur Rathhausgasse durchlaufende große Saal, der wohl an Schönheit seines
Gleichen sucht. Die künstlich mit vergoldetem Schreinwerk gesprengte Deckenwölbung so wie ein
aus Holz geschnitzter Kronleuchter sind von dem Kunstschreiner Wilhelm Behaim aus den Jahren
1613 und 1615. In den Bogenfenstern des Chors befinden sich mehrere Glasmalereien von
Hirschvogel, so wie an den Fensterpfeilern Allegorien von dem Maler G. Weyer angebracht
wurden, welche im Jahr 1824 durch Pereira und Rohrig, da sie fast ganz unkenntlich geworden
waren, einer Restauration unterzogen wurden. Auf der den Fenstern gegenüber stehenden Län⸗
genwand hat sich Albrecht Dürer verewigt. Nach Willibald Pirkheimers Angabe hat er einen
Triumphzug Maximilians J. in Oel gemalt. Andere Gemälde von Dürers Hand sind ein Balkon
mit Musikern, ein Richter zwischen der Bosheit und dem Neid, vor dem Richter kniet die Un⸗
schuld, hinter welcher die Laster die Gerechtigkeit in ihrer Ausübung zu hindern suchen. Zwei In⸗
schriften beziehen sich auf die Bedeütung des Saals und lauten:
Ein Richter soll kein Urthel geben
Er soll die Sach erforschen eben.
I.⸗
Eins manns red ist eine halbe red
Man soll die Teyl verhören bed.
Ein trefflich von Peter Vischer gefertigtes und von Pankratius Labenwolf (demselben
Künstler, der den im Rathhaushofe stehenden Brunnen verfertigte,) im Jahr 1570 aufgestelltes
Gitter wurde leider verkauft und soll (horribile dietu) sogar eingeschmolzen worden seyn.