BEL
82
am 8. Februar dichtete Hans Sachs feine „Himmelfahrt“ des
Markgrafen. Saft fünf Jahre nach deffen Tode war der Sorn
des Dichters über die entfeßliche Nermüftung des Stadtgebietes
noch fo lebendig und mächtig in ihm, daß er ihn ohne Erbarmen
zu anderen Cyrannen in die Hölle fahren Iäßt. Zn der Codes-
nacht des S$ürften geleitet ihn der Genius in ein dunfkfeles Chal und
zeigt ihm in der Ferne einen langen, in fchwärzlichem NebeDunft
{chreitenden AMenfchen, fenfzend, Hagend und wimmernd. Auf
Erden läuten alle BGlocden, doch ift es ein Sreudengeläute, weil er
von der Welt gefchieden ift, Totengefang und Klage aber wird
nur deshalb angeftimmt, weil ihn der Cod nicht fchon längft
hinabgeführt hat. Selbft den Fürften hat es zulegt vor ihm und
feinen Tücken gegrauft. Er hätte fie, wie fich felbft und fein Land,
zu Grunde gerichtet, meint der Genius dem Dichter gegenüber,
der nur an das Entfegen des Bauern und Bürger glaubte.
Wie fie ihm nun von Serne nachfolgen, gewahren fie
eine große Menge von Adligen, Reutern und Landsknechten,
alle zum reifigen Zuge gerüftet, Die ihn ungeftüm um Geld
anfchreien. €s find die Kriegsleute, die ihren rückftändigen
Sold heifchen, die vom Adel, die ihm geliehen und mit ihm
Dienft und Lehen verfcherzt haben. Dann tritt ein‘ nach
Taufjenden zählendes Volk von MWeibern, Kindern, Sürgern
und Bauern an ihn heran, ihn anflagend, daß er fie mit
Rauben und Schaben, mit Sengen und Hängen in Hunger
und Cod getrieben. Seufzend und fchweigend zicht der SGeift
feine Straße, und fo gelangen fie 3u Thal an das „Höllwalfer
Styr“, wo ihn eine unzählige ZWMenge erwartet, verwundet und
zerhackt, blutig und bleich und aufgeregt. Mancher trägt noch
einen Stri£ am Hals. So ftehen fie da, wie man das wütende
Heer malt. Der blutige Haufe ruft Wehe über ihn und fich.
Es find die Seelen derjenigen, die im Kriege würgend erwürgt
und nun ewig verloren find. AM diefes Kriegsvolf jeden
Standes, das plündernd und mordend erftochen und erfchoffen
wurde, famt all denen, die er ohne Recht gehängt hat, haben
nur auf des Kriegsfürften Himmelfahrt gewartet, um fich ihm
anzufchließen. 2nd jest fährt Charon heran, der höllifche
Schiffsmann, der die Seelen überfeßt zum Bericht. Aber
bevor der Beift das Schiff befteigen Fann, muß er auf Charons
Scheiß alle Sünden und Lafter abwerfen, die er von Zugend
auf getrieben, denn das Schifflein würde fonft unter der Über: