Kans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 108
Lisabetha schlägt die Hände über dem Kopfe zusammen und spricht:
Nun ist mein Hoffen ganz dahin,
Dem Tod ich ganz zu eigen bin.
Komm', grimmer Tod, mach' dem Elende
Durch deine Bitterkeit ein Ende.
Ancilla, führ' mich in mein Bett,
Eh' meine Seele von mir geht.
Ancilla führt sie langsam hin und spricht:
Ach, liebe Frau, gehabt Euch wohl;
Weil Euer Herz von Trauer voll
Und Euch nun nahen will der Tod,
So setzt Eur Hoffen ganz auf Gott:
Er hilst Euch hier und dort äus Noth.
(Man trägt sie in einem Sessel fort.)
Der Herold kommt und beschließt:
Also habt ihr an allen Orten
Hier die Tragödie mit kurzen Worten
Gar ordentlich und gut vernommen,
Woraus fünf Lehren gut uns kommen:
Erstlich, daß junge Töchter wohl
Bei Zeiten man vermählen soll
Und fie nicht ein'ge Jahr' antreiben,
Daß ohne Ehemann sie bleiben,
Denn es wird ihnen schwer alsdann,
u kriegen einen Ehemann;
um aundern, wie so schwer es sei,
u hüten su vor Kuppelei,
Weil man trifft so viel Bärentreiber,
Nicht wen'ger Maid' als alte Weiber,
Die heimlich nehmen an Geschenke
Und haben List so viel und Ränke,
Bis eine Tochter sie gebracht
Zu Dingen, die sie nie gedacht;
Zum dritten, daß 'ne Jungfrau soll
Sich selber auch fürsehen wohl,
Sobald sie wohnt in einem Haus,
Wo Mäunner gehen ein und aus,