kleine Rettel von ehedem wieder, trotz der verwandelten Er—
scheinung. Mitleidig trat ich auf sie zu, indem ich fragte: „Das
hat wohl der Wind angerichtet ?“
Der schwarzhaarige Mädchenkopf drehte sich eilig nach mir
um, und ich sah direkt in die schwarzen Augen, die mich zornig
anblitzten.
„So, bist Du auch wieder da, Du böser Bu!“ war die
freundliche Erwiderung. „Freust Dich wohl gar über meinen
Jammer, daß der schöne, schöne Topf, den mir der Hanni da—
gelassen hat, zerbrochen ist ?“
„Das Unglück ist nicht groß,“ gab ich ruhig zurück, „hast
Du einen andern Topf, dann hole ihn. Ich pflanze Dir den
Stock wieder so schön ein, wie zuvor.“
„So, kannst Du das ?“ fragte sie, mich mißtrauisch musternd.
„Aber das sag' ich Dir, wenn Du's nicht ordentlich machst, daß
meine Nelken etwa eingehen, dann kratz ich Dir die Augen aus!“
„Schon recht!“ sagte ich. „Bring nur Deinen Topf!“
Sie verschwand in dem niedern Stübchen zu ebener Erde,
um mit einem leeren Blumentopfe in der Hand und etwas un—
sicherer Miene wieder zu erscheinen.
Schweigend setzte ich den verunglückten Blumenstock nach
allen Regeln der Kunst wieder ein, stellte ihn auf ein Fensterbrett
und spreizte, um ihn vor weiteren Luftreisen zu bewahren, eine
kleine Stange fest zwischen die Fensterbrüstung. „Nun gieß ihn!
In einigen Tagen sehe ich nach, ob er fortkommt.“
„Ich dank' Dir halt recht schön!“ erwiderte sie kleinlaut,
„bist mir noch bös von wegen dem Zungenrausstrecken D“ —
„Gewiß nicht,“ beteuerte ich. So schieden wir zum ersten—
male als Freunde. Als ich nach einigen Tagen, mein Versprechen
einlösend, wieder nachsah, stand der Nelkenstock in herrlichster
Blüte. — „Wo ist denn der Hanni?“ fragte ich meine neuge—
wonnene Freundin.
„Der ist in München,“ antwortete sie strahlenden Auges,
„und spielt fest Geige, heim ist er noch nicht gekommen. Weißt,