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wacht bei Euerer Pflicht! O du Pflichtvergeßner! Wem
gehört nun das Paar Stiefel? Ich will dir's wohl
sagen! Deinem gnädigen Herrn! He da, warum nehmt
Ihr sie nicht? Glaubt Ihr, ich trag' sie Euch auf die
Ratsstube?“
Darauf riß er die zwei Stiefel vom Haken und
schlug sie dem Soldknecht gleich ums Maul, mit den
Worten: „Merkst den Eppelein? Nun magst du deinen
Herren sagen, was du gehört und gesehen! Wann sie
aber auf den Eppelein wieder spähen, mögen sie's anders
beginnen; denn ich bewach' mich besser als einziger Mann,
denn sie ihre ganze Stadt! Das sollen sie sehen an dem
Paar Stiefel, die ich ihnen an's Thor genagelt hab'.
Demnächst aber bleibt's bei dem nicht, sondern häng' ich
den Boten selbst hin!“
Ritt dann ganz gemach davon, die aber das gehört,
rannten schreiend in die Stadt. Da waren just zwei
und siebzig berittene Spießknechte auf dem Marktplatze.
Die entbot der Rat, der Hauptmann kam gerade daher,
und da ging's gleich wütend fort über die Brück', an
Sankt Lorenz vorbei und zum Frauenthor hinaus, wo
der Eppelein sein Roß tummelte und sich so vieler nicht
versah. Als er nun merkte, wo das hinaus wolle, setzte
er die Sporen ein, die anderen mit Geschrei hinter ihm
d'rein, dort und dahin, und fort den weitesten Weg von
Nürnberg ab.
Wer nun nicht müd' wurde, war Eppelein's Roß,
den Nürnbergern hingegen keuchte in etlichen Stunden
mancher Gaul zusammen. Ließen aber nicht ab, und
der Eppelein konnte nicht aus, denn wo er ablenkte,
kamen die Bauern mit den Schweinspießen. Dabei traf
es sich auch, daß eine Schar Nürnbergische wo anders
hergeritten kam, die setzten dem Eppelein gleichfalls nach,
und andere kamen auch noch dazu, je weiter es ging
den ganzen Tag und in die Nacht. Just war's, als
hätt' die ganze Hölle sich verschworen; denn kaum war
Eppelein den einen entsprungen, waren wieder andere
da, die ihn auf Leib und Leben verfolgten vom Rücken
und von der Seite her. Da galt's über Bäche, Hecken
und Zäune zu springen, und ging die Jagd auf den Ritter