fullscreen: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1909 (1909 (1911))

Ein Kapitel der Selbstbiographie. 143 
es die Günthers Magd gewesen, welche, wie täglich zu geschehen pflegt, 
und an diesem Tage namentlich, zwischen , und 5,, auf 11 Uhr 
eingetroffen ist. Schon früher habe ich zum öfteren bemerkt, es 
auch der Mutter ausdrücklich erzählt, daß die Günthersche Magd es 
verabsäumt, die Hausthüre zuzumachen, vielmehr insolange, bis sie 
von oben herab zurückkehrt, die Hausthüre lediglich anlehnt, und ob— 
wohl ich es nicht wahrnehmen konnte, daß dies auch am 17. d. M. 
von der Güntherschen Magd geschehen, so bin ich doch des Dafür— 
haltens, daß die Günthersche Magd auch an diesem Tage die Thüre 
nur angelehnt und dadurch Gelegenheit zum Einschleichen gegeben habe.!) 
Als mein Mantel von mir gereinigt war, wollte ich mich im Schreiben 
etwas beschäftigen?), ward von hier aus aber durch ein natürliches 
Bedürfnis auf den Abtritt geführt, wo ich kaum eingetroffen war, 
als es *4 auf 11 Uhr schlug. Wegen Leibreißens ward ich länger 
denn eine halbe /, Stunde auf dem Abtritte gehalten, von wo aus 
ich aus der unteren Holzkammer ein Geräusch wahrgenommen, dem— 
jenigen ähnlich, welches mit der Eröffnung der Thüre der Holzkammer 
gewöhnlich verbunden und mir wohlbekannt ist.) Auch nahm ich 
vom Abtritte aus einen leisen Ton der Hausthürglocke wahr, welcher 
mir jedoch nicht vom Anschellen, sondern von unmittelbarer Be— 
rührung der Glocke selbst herzurühren schien. Ich rief: „Käthe, 
möchten Sie nicht etwa aufmachen, ich glaube, es hat jemand an— 
1) Kath. Magd. Regulein, das Monatmädchen des Kandidaten Günther, hat 
am 23. Oktober beschworen: „Am 17. Oktober habe ich ganz spät, nämlich erst 
um 844 auf 12 Uhr das Geschirr gebracht, und es ist mir genau erinnerlich, dort— 
malen die Thüre zugemacht, sohin nicht nur zugelehnt zu haben.“ 
2) Hier verschweigt Kaspar, daß er eine halbe Stunde vor dem sogenannten 
Mordanfall Zucker kaufen und damit zweimal an dem angeblich in der Holz— 
kammer (vgl. die Skizze des Haubenstrickerschen Hauses, S. 146, Nr. 1693 auf 
der Schütt), versteckten Mörder vorbei mußte. Dieser beherzte Mörder zog aber 
bvor. an drei Fenstern vorbei Kaspar aufzusuchen. 
9) Nach seinem ersten Verhör trat ein Mann, als er vom Abtritt aufge— 
standen war, plötzlich vor ihn hin. Die Attentatsgeschichte erweiterte sich, wie 
die Biographie, mit jeder neuen Auflage um bedeutende Züge. In der 2. Auflage 
(⸗ Verhör Nr. 2) nimmt er bestimmt an, daß sich der Mann in der unteren 
Holzkammer verhalten hat.
	        
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