fullscreen: 1828-1833 (1. Band)

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Polizeirat Merker. 
Merkers Kritik erschien als Sonderdruck und muß doch mehr 
Eindruck gemacht haben, als wir jetzt wahrnehmen können, denn aus 
der Kasparkollekte ist nichts geworden. In seiner Zeitschrift selbst 
beantwortete er die nicht besonders scharfsinnige, und eben darum 
fortwährend erhobene Frage: „warum sollte K. H. denn lügen? was 
hätte er davon?“ schon im Jahre 1830 noch eingehender: „Wie 
sollte er jetzt zurücktreten, wenn ihn auch sogar eine innere Stimme 
dazu aufriefe? — K. Hauser sieht sich zu einem merkwürdigen Men— 
schen erhoben. Ihm ist gewiß nicht unbekannt geblieben, daß nicht 
wenige einen verfolgten Fürstensohn in ihm zu sehen glauben. Teil— 
nehmend drängte man sich zu ihm; die Damen machen ihm Ge— 
schenke,)) und überall begegnen seinen Blicken wohlwollende Mienen; 
man unterhält sich davon, wie zutraulich er allen die Hand reicht, 
wenn er in irgend einem gesellschaftlichen Kreise der am meisten her— 
vorgezogene Mensch dieser Gesellschaft war. Er, der Pflegling der 
Stadt Nürnberg, soll durch ein Zugeständnis, wozu ihn nichts drängt, 
auf alle diese Vorzüge verzichten; er soll durch eine offene Angabe 
vor der ganzen Stadt als ein Lügner, als ein Betrüger erscheinen? 
Statt der Bewunderung, der Teilnahme und des Mitgefühls soll er 
Vorwürfe, Geringschätzung und Verachtung auf sich ziehen; er soll 
die Rüge des Gesetzes herbeiführen und sich aus einem behaglich ein— 
gerichteten Zimmer in ein Gefängnis versetzen? Das müßte eine 
tiefe Reue sein, welche K. H. zu einem Eingeständnis bestimmen 
Untersuchungsangelegenheit einschreiten zu können,“ war für das „Phänomen“ der 
Romantik natürlich viel zu gewöhnlich, um Beachtung zu finden. 
1) Das geradezu ekelhafte Benehmen der Weiber (wir wissen ja, was deutsche 
Weiber noch 1870 den „lieben Kriegsgefangenen“ gegenüber geleistet haben, bis 
eine Jüdin gegen dies schmachvolle Gebahren einen Aufruf „an die deutschen 
Frauen“ erließ!) zeichnet sogar der hyperorthodoxe Hauserianer Daumer (1873, 
S. 312): „Ein Frauenzimmer sagte einmal in meinem Beisein zu ihm: O Kaspar, 
was hast du für schöne Ohrchen! Ich sah, wie ihn in feineren () Gesellschaften 
die Damenbedienten, ihm die Sporen anlegten ꝛc. Sie waren förm— 
lich in ihn verliebt und vernarrt“ u. s. w. Und schon 1832: „So unvernünftig 
und unglaublich ihm auch von manchen weiblichen Personen geschmeichelt wurde 
lich könnte wunderbare Beispiele davon anführen), so gewannen sie 
doch nichts anderes damit, als daß er sie geringschätte!“
	        
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