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Onkels Geld hast Du gedacht, als Du Dich mir verlobtest?
Hast nicht mich, mich allein geliebt?“
„Ach wo“ unterbrach sie ihn schroff, „natürlich hab ich
Dich geliebt. Komm' mir doch nicht gleich wieder mit Deiner
deutschen Sentimentalität. Ich würde ja ganz gerne Deine
Frau, aber .. ..“
Heinrich erhob sich jäh.
„Halt“ sagte er mit unheimlicher Ruhe, „kein aber mehr.
Es ist genug — ich habe Dich verstanden. Lebewohl.“ Damit
wandte er sich der Thüre zu. Sie machte keinen Versuch, ihm
zurückzuhalten, sie tippte nur nervös mit der Fußspitze und zuckte
die Achseln. „Wenn Du es so willst — ich werde nicht sterben
daran.“ Er preßte die Lippen zusammen und ging.
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J„
In dem kleinen Gärtnerhäuschen an der Bucherstraße war
es heute stiller denn je. Trotzdem ein Gast eingekehrt war —
ein schlanker junger Mann mit bleichem Gesicht, in das der
Ernst des Lebens bereits seine Linien gegraben.
Er lag auf den Knieen vor seiner weinenden alten Mutter
und hatte den Kopf in ihren Schoß vergraben. Ihre zitternden
Hände streichelten liebbosend über sein Haar. Neben den Beiden
lag in unruhigem Schlummer Martin auf dem Krankenbett.
Mutter und Sohn harrten mit Bangen des Augenrblickes,
da er erwachen würde. Wohl hatte ihn Frau Lisbeth vorsichtig
auf Heinrichs Ankunft vorbereitet, aber es war kein Schimmer
der Freude über des Kranken gefurchtes Antlitz gegangen. Sie
wußte nicht, wie er den Sohn empfangen würde.
Sie selbst freilich hatte ihren Einzigen unter heißen Freuden—
hränen an die Brust gedrückt; mit echtem Mutterstolz hatte sie
wahrgenommen, wie fein und stattlich er gÄeworden — ganz so,
wie sie sich ihn für die Zukunft vorgestellt, als er noch ein
kleiner Junge war. Sie hieß alles recht und gut, was er ge—
than, in ihrem Herzen hatte kein Vorwurf gegen ihn Raum.