fullscreen: 1828-1833 (1. Band)

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Kaspar, ungarischer Magnat. 
Meyer sich schon am 18. April 1832 veranlaßt sah, den Brief der 
Frau Klara Biberbach (oben S. 134) in zustimmendem Sinne zu 
heantworten. 
„Geehrte Frau! 
Schon nach dem ersten Besuch Hausers glaubte mein Mann, daß 
er nicht frei von Verstellung sei, daß er es verstehe, so zu sprechen, 
um ein erwünschtes Urteil für sich zu gewinnen, und daß in seinem 
Wesen etwas Verstecktes liege. Ich hielt das Urteil meines Mannes für 
zu schnell und wollte es durchaus nicht gelten lassen. Allein kurze Zeit 
nachher mußte ich ihm ganz beistimmen, nachdem wir mehrmals Gelegen— 
heit gehabt hatten zu bemerken, wie er es verstand denen zu schmeicheln, 
die mit besonderer Vorliebe und übertriebener Zuneigung ihm huldigten. 
Wenn er darauf abgerichtet gewesen wäre, hätte er den gutmütigen Grafen 
(Stanhope) zu keinen schicklicheren Augenblicken küssen und streicheln können, 
als zu denen er's wirklich auf eine zu übertriebene freundliche Weise gethan 
hat. — — , besitzt zur Zeit wirklich wenig gute Eigenschaften, ob in 
ihm gleich um dieser willen die gewöhnliche Kurzsichtigkeit und vornehme 
Oberflächlichkeit einen sogenannten guten, lieben Menschen findet. Wohl 
aber besitzt er, wie Sie ganz richtig erkannten, die Untugend der Eitelkeit 
in hohem Grade. Bei der großen Aufmerksamkeit, die man ihm allenthalben 
schenkte, mußte es freilich so kommen, und es gründet sich nach dem Urteile 
meines Mannes diese Erscheinung mehr auf seine Verhältnisse und auf das 
verkehrte Benehmen anderer, als sie in dem Wesen seines Grundcharakters 
liegt. Die ihm von unklugen Niederen und Höheren — besonders in der 
letzten Zeit — beigebrachte Meinung, als sei er jedenfalls von hoher Ab—⸗ 
kunft und wenigstens ein ungarischer Magnat, hat seine lächer— 
liche Eitelkeit zu dem gemeinen Hochmute gesteigert, der sich unbehaglich 
fühlt, wenn er an frühere, gewöhnlichere Verhältnisse erinnert wird, und 
der H. sogar undankbar gegen seine früheren Wohlthäter erscheinen läßt, 
insoferne er an einen und den andern nur noch selten denkt, von einigen 
fast gar nie spricht, und von einzelnen Verhältnissen, in denen sich die 
reine Teilnahme mit ihm abgegeben hat, kaum mehr etwas wissen will. 
Am liebsten spricht er von denen, die ihm Schönes sagen und schmeicheln, 
und glaubt gar gerne, daß diejenigen, von denen er öfters die Wahrheit 
hören muß, es nicht so gut mit ihm meinen als jene. Beim Bereden 
seiner Verkehrtheiten muß man sehr behutsam zu Werke gehen, damit man 
hu, wie Sie selbst erfahren haben. nicht ganz von sich abwende und allen
	        
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